
Auf „Share“ Icon in der Adresszeile klicken

Magazin zum Home-Bildschirm hinzufügen

splace magazine am Home-Bildschirm neu starten

Bei splace handelt es sich um zwei Magazine in einem: Je nachdem, ob das Tablet senkrecht oder waagrecht gehalten wird, eröffnen sich unterschiedliche Versionen der Beiträge. Die vertikale Variante lädt Sie ein, Artikel zu unterschiedlichen Aspekten des Raums zu lesen und Ihr Wissen zu vertiefen. Die horizontale Version bietet Ihnen die Möglichkeit, sich spielerisch den Themen zu nähern.





Viel Vergnügen!

Tap the
Share Button in the Address Bar

Tap add to Home Screen

Restart splace Magazin on your Home Screen

splace offers in-depth information on current positions and topics of art, culture and media landscapes to an audience highly interested in culture and media. In fact, splace consists of two magazines rolled into one: depending on how the tablet is orientated (vertically or horizontally), different versions of the articles are available. The vertical variation invites you to read and to deepen your knowledge. The horizontal version offers you a playfull approach to the topics.





Enjoy yourself!
„ ... assoziativ denke ich mal an splice oder spleißen, und das ist schon ein sehr gutes Wort, DNA verkleben, il/legitme Verbindungen, Leben als nass und klebrig, da denke ich an Labore und mysteriöse Experimente. Ein bisschen klingt’s auch wie Spliss, also das Gegenteil von spleißen: Gabelung (aber immer noch körpernah und Raum ist tatsächlich eine sehr körperlich erfahrene Dimension) ...“, ließ uns „splace“-Autor Fahim Amir auf Anfrage zum Titel wissen und beschreibt einige von vielen Zugängen zu „splace“.
splace„ ... die Verknüpfung von space und place steht für die komplexen und ambivalenten Erfahrungen in der urbanen Sphäre“, sagt „splace“-Centerfold-Künstler Karl-Heinz Klopf. „Die Erfahrung von Urbanität ist im Internetzeitalter nicht nur mit spezifischer Lokalität verbunden. Sie ist vielmehr eine Struktur aus Verflechtungen verschiedener Orts- und Raumsubstanzen: Physische, elektronische und mentale Räume bilden dynamische Konglomerate, die neue Sprach-, Verhaltens- und Lebensformen bewirken und zu einer neuen Begrifflichkeit des Urbanen führen.“
In diesem Sinn und der wachsenden Bedeutung digitaler Medien entsprechend hat Tina Frank, „splace“-Art-Direktion, Raum geschaffen für inspirierende visuelle Erfahrung und den kreativen Input junger studierender KünstlerInnen – 1300 Studierende und ca. 128 ProfessorInnen und künstlerisch-wissenschaftlich MitarbeiterInnen verzeichnen die Kunstuni Linz und somit die Redaktion von „splace“. Mit dem Thema Raum als zentrale Kategorie der Kunst, stellen wir einige AutorInnen und GestalterInnen vor und reden in dieser Ausgabe über räumliche Verhältnisse, die Sichtbarmachung der darin angelegten Vorstellungen von Gesellschaft und von Kulturtechniken und Praktiken, die die Kunst und letztendlich wesentliche Lehr- und Lerninhalte der Kunstuni Linz entscheidend prägen.
Viel Vergnügen beim Lesen, Sehen, Hören und Interagieren mit „splace“ wünscht

“I think about splice or splicing associatively, and it is a very good word, sticking DNA together, il/legitimate connections, life as something wet and sticky, here I think about laboratories and mysterious experiments. It sounds a bit like split, that is, the opposite of splice: forking (but still close to the body, and space is actually a very physically experienced dimension). . . .” the splace author Fahim Amir told us, on being questioned about the title, and described some of many approaches to Splace.
splace“The linking of space and place stands for the complex and ambivalent experiences in the urban sphere,” says Splace centrefold author the artist Karl-Heinz Klopf. “In the internet age the experience of urbanity is not only connected with a specific locality. It is rather a structure of interweavings of various place and space substances: physical, electronic and mental spaces form dynamic conglomerates that bring about new forms of language, behaviour and life and lead to a new concept of the urban.”
In this sense and corresponding to the growing significance of the digital media, Tina Frank, of splace art direction, has created space for inspiring visual experience and the creative input of young student artists – the Linz University of Art and thereby the editorial board of splace is made up of 1,300 students and about 128 professors and artistic-scientific staff. With the theme of space as the central category of art, we are introducing a number of authors and designers and in this issue we are talking about spatial relations, about the making visible of the ideas of society set out within them and about cultural techniques and practices that shape art and ultimately the fundamental teaching and course content at the Linz University of Art.
I hope you enjoy reading, looking at, listening to and interacting with Splace.

Institutionelle RäumeInstitutional Spaces
Transformativer Raum Transformative Space
Der Konnex „Raum“ und „Institution“ verweist in der Regel auf abstrakte Konstrukte, die mehr oder weniger willkürlich einen juristisch-ökonomisch-politischen Status quo festschreiben. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird unter „Institution“ gemeinhin ein bürokratischer Apparat verstanden. Beides aber greift zu kurz, weil die vielfältigen sozialen und kulturellen Beziehungen, die mit institutionellen Räumen verbunden sind, eine sowohl historisch als auch methodisch komplexere Analyse einfordern. Grundsätzlich kennen institutionelle Räume weder nach oben (großräumig) noch nach unten (kleinräumig) vorgegebene Grenzen. Setzen wir also beispielsweise nach oben „unsere Welt“ (Globus, Globalisierung ...) und nach unten „Kunstuniversität Linz“ (in Folge „UfG“) als Endpunkte einer Raumachse, wohl wissend, dass die Welt ihrerseits ein winziger Teil selbst nur „unseres“ Universums ist und dass anderseits die UfG mannigfaltige Subeinheiten beinhaltet. Zwischen den beiden Polen könnten wir uns äußerst konventionell nach unten schwingen: Kontinent (größtenteils geografisch definiert, aber auch „EU“, „Festung Europa“, „Vision Europa“ usw.), Nation (politisch-militärisch, Untereinheiten wie Bundesländer politisch-bürokratisch definiert), Regionen (meist kulturell definiert) und lokale Lebensumfelder (in unserem Fall Großraum Linz; ökonomisch-sozial-kulturell pragmatisch definiert). Es ist auf den ersten Blick ersichtlich, wie schematisch und vor allem mit bestehenden Machtverhältnissen verknüpft diese Annahmen sind. Allerdings: Sie könnten zwar leicht durch andere ersetzt werden, würden dann aber wohl an aktueller „Erklärungsmacht“ verlieren. Grundsätzlich interessanter als die Beschreibung eines Status quo ist die Betrachtung von Transformationsprozessen, die diesen umfassend verändern. Die UfG hat im letzten Jahrzehnt einen solchen Prozess durchlaufen, der ohne Einflüsse aus allen horizontalen Ebenen der vertikalen Raumachse nicht beschreibbar wäre. Ihr institutioneller Raum wird von sozialen, ökonomischen, politischen, rechtlichen, kulturellen und von Kommunikationsräumen durchflutet, von Kunstdiskursen, von technischen und virtuellen Räumen und noch einiges mehr, die sich alle nicht künstlich eingrenzen lassen. Am Beginn (?) des Transformationsprozesses stand ein neues Gesetz (UG 2002), das seinerseits eine lange, durchaus auf globaler Ebene interpretierbare Vorlaufzeit hatte. Die damalige schwarz-blaue Regierung goss damit ein politisch-ideologisches Statement in eine juristische Form, die auf zwei Säulen beruhte: a) Die wirtschaftliche und organisatorische Struktur der österreichischen Universitäten sollte unter Beibehaltung einer „Körperschaft öffentlichen Rechtes“ an die von privaten Unternehmen angeglichen werden; b) die Lehre sollte dem in den angelsächsischen und mittlerweile auch asiatischen Ländern üblichen 3-stufigen Modell (Bachelor, Master, PhD) folgen („Bologna-Prozess“). Die Kontextualisierung beider Säulen kann also nur unter Einbezug aller genannten Raumebenen sinnvoll sein. Punkt a) wurde ausnahmslos, rasch und mit allen daraus folgenden Konsequenzen umgesetzt, b) zum großen Teil; an der UfG wie an ihren Schwesteruniversitäten in Wien ist beispielsweise der Bereich Bildende Kunst noch ein Diplomstudiengang. Es handelte sich insgesamt um die gravierendste Veränderung seit den Josephinischen Reformen ab Mitte des 18. Jahrhunderts bzw. den unmittelbaren Folgen von 1848. Der Transformationsprozess veränderte den innerinstitutionellen Raum UfG tiefgreifend und schuf für die externen Kommunikationsräume deutlich geänderte Voraussetzungen. Intern wurden erstmals gesamtuniversitäre Entwicklungs- und Organisationspläne erstellt. Die Universitäten verhandeln individuell ihr dreijähriges Globalbudget mit dem zuständigen Ministerium. Außerdem sollten je Uni-spezifische Profile entwickelt werden – die UfG positionierte sich rund um die Gravitationsfelder Intermedialität, Raumstrategien und künstlerisch-wissenschaftliche Forschung. Zahlreiche neue (besonders im Feld Intermedialität: Ohne erheblichen Ausbau der Medienangebote gäbe es dieses digitale Magazin nicht) oder neu gestaltete Studienangebote waren Resultat der Transformation. Erstaunlicherweise war der rasche Wandel kaum von der Entwicklung von Widerstandskulturen begleitet – gerade an Kunstuniversitäten hätte man das erwarten können. Extern nahm der institutionalisierte Einfluss aus den politischen Räumen durch den Bestellungsmodus der Universitätsräte (gleichsam Aufsichtsräte) zu. Es erfolgte aber auch eine deutliche Öffnung der UfG in nahezu alle anderen gesellschaftlichen Räume. Das galt in besonderem Maße für die Bereiche Wirtschaft sowie Kunst- und Kultureinrichtungen. Die Gruppe der so genannten Stakeholder wurde größer. Es entstand ein breit gefächertes und teilweise dichtes Netzwerk, das auf der Raumachse nach oben klarerweise schmäler wird. Wie institutionelle Räume insgesamt ist also auch die UfG einem permanenten Transformationsprozess unterworfen, der in bestimmten Phasen wie der eben beschriebenen starke Verdichtungen aufweist. Es ist letztlich ein work in progress, dessen Autonomie, Eigendynamik und freie Gestaltungskraft ständig neu zu überprüfen und zu verteidigen sind. As a rule the connection between “space” and “institution” refers to abstract constructs that more or less arbitrarily lay down a legal-economic-political status quo. In everyday language “institution” is generally understood as a bureaucratic apparatus. Both, however, fall short, because the multifaceted social and cultural relations that are associated with institutional spaces demand both a historical as well as a more complex methodological analysis. Fundamentally institutional spaces know no prescribed boundaries, neither upwards (large-scale) nor downwards (small-scale). So, for example, let us set “our world” upwards (globe, globalisation etc.) and downwards “Linz University of Art) (henceforth “UfG) as the end points of a spatial axis, well knowing that this world for its part is a small part even only of “our” universe and that on the other hand the UfG contains many sub-units. We can swing extremely conventionally downwards between the two poles: continent (largely geographically defined, but also “EU”, “Fortress Europe”, “Vision Europe” etc.). Nation (political-military, sub-units such as federal provinces, politically-bureaucratically defined), regions (usually culturally defined) and local surroundings (in our case the conurbation of Linz, economically-socially-culturally pragmatically defined). At first glance it is evident how schematic and above all connected with existing power relationships these assumptions are. However, they can indeed easily be replaced by others, but then would probably lose some of their current “explanatory power”. Essentially more interesting than the description of a status quo is the observation of the transformation processes that comprehensively change it. In the last decade the UfG has gone through such a process, which would not be describable disregarding the influences from all horizontal levels of the vertical axis. Its institutional space is flooded by economic, political, legal, cultural and communication spaces, by art discourse, by technical and virtual spaces and more, none of which can by artificially limited. At the start (?) of the transformation process was a new law (UG 2002), which for its part had a long, run-up period that was well interpretable at a global level. The then black-blue [conservative and far-right coalition] government thereby cast a political ideological statement in a legal form, which was based on two pillars: a) under the adherence to a “corporation of public law” the economic and organisational structure of Austrian universities should be adapted to that of private businesses; b) teaching should take place under the three-stage model common in the Anglo-Saxon and in the meantime also in Asian countries (bachelor, master, PhD – “Bologna Process”). The contextualisation of the two pillars can thus only make sense in relation to all the spatial levels mentioned. Point a) was implemented without exception, quickly and with all resulting consequences, b) largely; at the UfG and its sister universities in Vienna, for example, the field of fine art is still a diploma course. In all it concerns the most serious change since the Josephine reforms from the mid 18th century and the immediate consequences of 1848. The transformation process profoundly changed the internal institutional structure of the UfG and created significantly altered conditions for the external communication spaces. Internally, development and organisation plans covering the whole university were established for the first time. The universities negotiate their three-year global budget individually with the ministry responsible. Apart from this a specific profile is to be developed for each university – the UfG positions itself around the gravitation fields of intermediality, spatial strategies and artistic-scientific research. Numerous new or redesigned study courses were the result of the transformation (particularly in the field of intermediality: without considerable development of the media on offer this digital magazine would not exist). Amazingly, the rapid change was hardly accompanied by the development of resistance cultures – one might have expected this, precisely in universities of art. Externally the institutionalised influence from the political areas increased through the process by which the university council is chosen (like a supervisory board). But there was also a significant opening of the UfG to almost all other social spaces. This was particularly true for the field of business as well as art and cultural institutions. The group of so-called stakeholders became larger. A broad and sometimes dense network developed that naturally becomes narrower on the upper spatial axis. Like institutional spaces as a whole, the UfG, too, is subject to a permanent transformation process that exhibits dense compression in particular phases such as those just described. It is ultimately a work in progress, whose autonomy, its own dynamics and free power of design are to be constantly tested and defended. |
LesezeitReading time: 3 Min min
|
Reinhard Kannonier studierte Germanistik, Philosophie und Musikwissenschaft in Graz und hält ein Doktorat in Politische Wissenschaft, Publizistik und Kommunikationstheorie, Geschichte an der Universität Salzburg. Bis 1990 war er Musikdirektor der Linzer Veranstaltungsges.m.b.H. im Brucknerhaus Linz, danach u. a. Univ.Prof. am Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte. Seit Oktober 2000 ist er Rektor der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz. Reinhard Kannonier studied German literature, philosophy and musicology in Graz, and has a PhD in political science, journalism and communications theory and history from the University of Salzburg. Until 1990 he was music director of the Linz Veranstaltungs GmbH in the Brucknerhaus Linz, and afterwards, among others Univ.Prof. at the Institute for Modern History and Contemporary History. Since October 2000 he has been the rector at the Linz University of Artistic and Industrial Design. |
|
Staging KnowledgeStaging Knowledge
WissensraumKnowledge Space
Ausstellungen machen heißt Geschichten erzählen – genau genommen: Geschichte und Geschichten. Es gibt unterschiedlichste Arten und Anlässe, Ausstellungen zu konzipieren und umzusetzen – das Spektrum reicht von monografischen Ausstellungen über Dauerpräsentationen der großen Museen und Schlösser zu Stadt- und Gemeindemuseen bis hin zu Aufstellungen naturgeschichtlicher Sammlungen, ja selbst die Schaufensterensembles großer Kaufhäuser haben Ausstellungscharakter. Eine transdisziplinäre Forschungsstrategie in einer zeitgemäßen Form des Wissenstransfers im Ausstellungsformat bietet hier „Staging Knowledge“ an. Dabei werden Wissensräume inszeniert und während der Ausstellungszeit durch das kuratorische Team bespielt – rhetorisch und performativ. Die WissenschaftlerInnen sollen an der künstlerischen „Geschmacksintelligenz“ selbst die Sensibilisierung ihrer Vorstellungs- und Gefühlsfähigkeit durch Übung erlernen – so können sie ihre höchst persönliche Subjektivität am eigenen Forschungsprozess erleben. Als Resultat dieser künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungspraxis werden die Ausstellungen als intellektuelle Konversationsformen von heute auf die Bühne kultureller Öffentlichkeit gebracht – der wissenschaftliche Denkakt wird sinnlich-anschaulich und präsentiert zugleich den Kontext fächerübergreifender Inhalte. Jede Vermittlungsstrategie ist dabei auch Forschungsstrategie und umgekehrt. Das erforderliche assoziative Denken und die sinnliche Reflexion von „Staging Knowledge“-Ausstellungen erweitern den „Horizont der Hypothesenbildungen“ für die Wissenschaften. Damit ist gemeint, dass im wissenschaftlichen Forschungsprozess das experimentelle wie intuitive Denken gefördert werden kann. Das kuratorische Team redet also die Ausstellung buchstäblich herbei, um nach der Eröffnung darin weiterzureden – frei nach dem Motto „Wie viel Diskurs verträgt ein ästhetisches Gefühl überhaupt, und welchen?“. Der transdisziplinäre Begriff „Geschmacksintelligenz“ steht als Forschungsthema im Zentrum. Konkret geht es darum, den Erfahrungen des Geschmacks und dem ästhetischen Urteil einen eigenen „Erkenntnisstatus“ einzuräumen – dieser Perspektivwechsel ist die Voraussetzung, dass eine künstlerisch-wissenschaftliche Forschungspraxis überhaupt „funktionieren“ kann. Geht es doch um die Überwindung mentalitätsgeschichtlich gewachsener Vorurteile der Wissenschaft gegenüber der Kunst wie umgekehrt, der Kunst gegenüber der Wissenschaft. Mit der Fragestellung „Gibt es eine Ausbildung zur Bildung?“ bietet die Kulturtechnik „Staging Knowledge“ dem schulischen Lernen an Gymnasien die zukunftsweisende Option, im Fach Bildnerische Erziehung andere Gegenstände projektbezogen auf der „Bühne inszenierten Wissens“ interagieren zu lassen – so etwa Deutsch, Geschichte, Biologie und Informatik, die sich im Schuljahr 2012/13 am Gymnasium Zirkusgasse Wien exemplarisch am Thema „Siegen & Herrschen“ kreativ aufeinander eingelassen haben. Unter einem bewusst allgemein gehaltenen Rahmenthema werden fächerübergreifend unterschiedliche Fachdisziplinen auf einer Projektplattform zusammengebracht, um die vielseitigen Bedeutungsfelder der Thematik aus den je individuellen Blickwinkeln der SchülerInnen zu bearbeiten – mit dem Ziel, aus den Ergebnissen der Recherche gemeinsam eine Ausstellung zu gestalten. So werden die oft Die transdisziplinäre Vorgangsweise benutzt den kulturgeschichtlichen Entstehungszusammenhang des Themas sowie dessen Aktualisierung, um allen Lehrenden und SchülerInnen Raum zur fachlichen bzw. intellektuell-künstlerischen Entfaltung zu ermöglichen – im Diskurs mit den anderen. Durch die Errichtung eines intermediären Wissensraums rund um das gewählte Thema wird die Praxis des Darstellens und Vermittelns wissenschaftlicher Inhalte experimentell eingeübt. Das Wissen der einzelnen Fächer kommt dabei als integrierter Bedeutungsträger genauso zur Geltung wie die spielerische Fähigkeit des Assoziierens und Kontextualisierens. So ist ein Lehr- und Lernprozess eingeleitet, der neue methodische Zugänge zu den einzelnen Wissensfeldern sowie deren Verhandelbarkeit zwischen Lehrenden und Lernenden neu definiert. So wird diese „Bühne“ einer künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungspraxis zum „Wissensraum“ im Ausstellungsformat und zum „Denkraum“ (Aby Warburg) in den Köpfen aller Beteiligten. Als PhD-Studienrichtung der Kunstuniversität Linz bietet „Staging Knowledge“ AbsolventInnen aller Studienrichtungen die Möglichkeit, Kompetenzen künstlerisch-wissenschaftlicher Arbeitsformen zu erwerben. Making an exhibition means telling stories — accurately put: recounting history and telling stories. There are a wide range of situations and occasions in and for which to conceive and realise exhibitions — the spectrum ranges from monographic shows via permanent exhibitions by the major museums and in stately homes or castles, to municipal and community museums, to displays of natural history collections, even shop window arrangements in big department stores have exhibition character. Staging Knowledge provides a trans-disciplinary research strategy in a contemporary form of knowledge transfer with the exhibition format here. Knowledge spaces are installed and used during the exhibition by the curatorial team — with rhetoric and performative elements. Participants should train themselves to sensitise the vision and increase the emotional sensitivity of their artistic 'taste intelligence' (Geschmacksintelligenz) through practise. So experiencing their highly personal subjective views in their own research processes. As a result of this artistic-scientific research praxis the exhibitions are brought onto a stage for the cultural public as an intellectual form of conversation for today — the scientific act of thinking can be clearly perceived sensually, and simultaneously presents the context of trans-disciplinary subject matter, i.e. content. Every mediation strategy is also a research strategy here, and vice-versa. The required associative thinking and sensual reflection of Staging Knowledge exhibitions expand the horizon of conjecture to be pursued with a scientific approach, i.e. both experimental and intuitive thinking can be promoted in the scientific research process. The curatorial team literally produces the exhibition with rhetoric. So that after the opening of the exhibition they can keep talking within it — loosely according to the motto: how much discourse can our aesthetic sensitivities cope with, and which discourses? The trans-disciplinary term ’taste intelligence‘ is core to our field of research. In concrete terms, the aim is to confer a cognitive status of their own to the experiences of taste and aesthetic judgement. This shift in perspective is prerequisite if an artistic-scientific research praxis is to 'function'. The issue is, in fact, to overcome prejudices that have grown throughout the history of the scientific mindset regarding art, as well as the other way around, an artworld prejudice against science. In a context of the question 'Is their such a thing as training for a cultivated education?' Staging Knowledge provides a cultural technique: the tools to integrate more progressive teaching options into school learning in the art curriculum at high-schools by integrating other approaches on the 'platform' of staged knowledge, such as project-specificity — as it was in the school year 2012/13 at the Gymnasium Zirkusgasse school in Vienna where, as an example, German, history, biology and computer science interacted and opened up creatively to one another in engaging with the topic of Defeat and Rule. Under a deliberately general broad heading, different disciplines are brought together on a trans-disciplinary platform to engage with the topic's various areas of meaning from each of the students’ individual viewpoints. The aim is to design an exhibition as a group using the findings of the research. The frequently abstract issues involved are subsequently brought into a comprehensible and sensual form of display/mediation: the knowledge can be organised to suit the topic from the perspective of each individual discipline and articulated as a narrative in an exhibition. The tutors for the subjects involved are given a didactic educational practise situation for the acquisition of aesthetic interdisciplinarity between the academic disciplines and vivid aesthetic display techniques as extensions to their skillsets. The transdisciplinary approach takes the shared culture historical context at the root of the topic as well as the current context to provide all teaching staff and students room to unfold intellectually and artistically — in an ongoing discussion with the others. By building an intermediary knowledge space around the selected topic, an experimental approach is taken to the practise of explaining and mediating scientific knowledge. The knowledge from individual disciplines is shown to advantage here as an integrated conveyor of meaning, as is a playful ability to associate and to contextualise. This introduces a teaching and learning process that redefines new methods to approach the individual areas of knowledge. This 'stage' for an artistic-scientific praxis becomes a knowledge space in exhibition format, and a Denkraum (Aby Warburg) in all of the participants’ minds. As a PhD course at the Kunstuniversität Linz, Staging Knowledge offers graduates the opportunity to acquire skills in artistic-scientific working methods. |
LesezeitReading time: 4 Min min
|
Der Kulturphilosoph und Kurator Herbert Lachmayer studierte Philosophie, Soziologie und Kunstgeschichte in Wien, Frankfurt/Main und Berlin – seit den 1990er-Jahren lehrt er an der Kunstuniversität Linz als Professor, zuerst als Leiter der Meisterklasse, später des Instituts für „Experimentelle Gestaltung“. Herbert Lachmayer hat etliche Ausstellungen kuratiert und ist Herausgeber und Autor zahlreicher Aufsätze und Kataloge sowie Publikationen zur kulturellen Theorie. Das von Herbert Lachmayer geleitete DA PONTE Research Center widmet sich in seiner interdisziplinären Forschungsarbeit den Bereichen¨Opernforschung, dem Ausstellungsformat „Staging Knowledge“ und künstlerisch-wissenschaftliche Forschungspraxis, der Kulturvermittlung und Ausbildungsmodulen sowie der Sammlungsgeschichte. The cultural philosopher and curator Herbert Lachmayer studied philosophy, sociology and the history of art in Vienna, Frankfurt/Main and Berlin – since the 1990s he has been teaching as a professor at the Linz University of Art, first as head of the master class, later as head of the institute for “experimental design”. Herbert Lachmayer has curated a number of exhibitions and is the publisher and author of numerous essays and catalogues as well as publications on cultural theory; in addition Lachmayer is head of the Da Ponte research centre: www.daponte.at |
|
Verfahrensroutinen und WahrnehmungsmusterProcedural Routines and Patterns of Perception
MöglichkeitsraumSpace of Possibilities
Die Abteilung Experimentelle Gestaltung im Institut für Bildende Kunst und Kulturwissenschaft an der Kunstuniversität Linz ist ein Raum, der durchaus seine Definition anhand eines Vergleichs von Äpfeln und Birnen ermöglicht. Von Äpfeln und BirnenFahim Amir: Die Experimentelle ist als künstlerisches Labor ausgerichtet. Was neuerdings als künstlerische Forschung firmiert, macht ihr auf die eine oder andere Weise schon lange, nämlich: die Produktivität des Vergleichs von Äpfeln und Birnen zu erproben. Wie geschieht diese Beziehungs- und Bedeutungsproduktion in eurer medialen Praxis? Andrea van der Straeten: Die Experimentelle ist ein Möglichkeitsraum, in dem Verfahrensroutinen und Wahrnehmungsmuster auf produktive Weise durcheinandergebracht werden können. Das künstlerische Format entscheidet sich oft erst während des Prozesses. Es kann ein mit der Nähmaschine bearbeiteter analoger Film sein, eine Performance, in der Bauchtanz mit oberösterreichischer Blasmusik kombiniert wird, oder Musik, ein Video oder ein Fotoroman usw. Es wurde auch schon ein Roboter gebaut und bei einem der letzten Diplome zwei charmante, unnütze Maschinen. Oft muss Fachwissen aus anderen Disziplinen hinzugezogen werden. Unser Team wird dann temporär erweitert. Fahim Amir: Die bei euch konzeptuell angelegte Inter- und Transdisziplinarität ist realiter mit viel Übersetzungsarbeit verbunden, zwischen Subjekten, Räumen und Disziplinen. Lässt sich alles immer übersetzen? Manchmal sind ja auch exemplarische Übersetzungsfehler viel interessanter. Andrea van der Straeten: Die großen Themen, zu denen wir während eines Studienjahres arbeiten, sind beispielsweise ein gutes Format, um heterogene Strukturen zusammenzuführen. Beim aktuellen Nations, Notions and -Scapes* / Nationen, Begriffe und -Schaften* begannen wir mit einer Exkursion, „Hands on“ sozusagen, bei der es ums Erwandern von Landschaft, das Sammeln von realen taktilen, sensuellen und kommunikativen Erfahrungen in einem geografischen Raum ging, der sich in den 100 Jahren seit Ausbruch des Ersten Weltkrieges viele Male neu definiert hat. Dabei finde ich es interessant, zwischen Makro- und Mikrowelten zu zoomen: Mit Makro meine ich das große Ganze eines historischen Komplexes, mit Mikro die kleinen Verästelungen in individuellen Lebensläufen und Erfahrungen. Die Exkursion führte von Ljubljana in Slowenien über Pula in Kroatien, die istrische Halbinsel hinauf bis nach Triest. Dieser geografische Raum ist den meisten Studierenden nahe, viele haben dort schon Urlaube verbracht. Gleichzeitig ist er durch Krieg und die neu definierten Nationen ein Stück weiter weggerückt. Transnational!Fahim Amir: Wie war das mit den Sprachen? Dabei scheint es mir zunächst wichtig, zwischen Staat und Nation zu unterscheiden. Während die Geschichte von Staatlichkeit zumindest einige Jahrtausende zurückreicht, ist die moderne Vorstellung von Nationalität mit der Durchsetzung kapitalistischer Verkehrsformen einhergegangen. Während bei dem Begriff „Hl. Römisches Reich Deutscher Nation“ die Nation als eine Art „Haus“ oder sehr weitläufige Familie verstanden wurde, wo niemand erwartete, dass alle Mitglieder die gleiche Sprache sprechen, versuchten moderne Nationalbewegungen Territorium, Bevölkerung und Geschichte deckungsgleich zu machen. Es ist dabei ein spezifisches Problem des deutschsprachigen Raumes, dass der Begriff der Kultur sehr nahe an den der Nationalkultur gekoppelt wurde, die immer wieder aufbrechende Debatte um „Leitkultur“ ist ein Echo davon. Konnten eure Erfahrungen bei der Exkursion als Gegengift dazu fungieren? Andrea van der Straeten: Da Romina Dodic und Angelo Stagno uns begleiteten, hatten wir keine Verständigungsprobleme. In Istrien, vor allem entlang der Küste, sprechen fast alle Leute sowohl Kroatisch als auch Italienisch. Im Landesinnern eher Kroatisch. Der aktuelle Sprachraum spiegelt die Verschiebungen in der Bevölkerung durch die Kriege. Der italienische Anteil der Bevölkerung in Istrien war sehr groß. Manche sind geblieben, viele sind vertrieben worden. Durch die Abwanderung von Bewohnern in Istrien gab es Leerstand, der annektiert wurde und auch zu einer Art postkolonialen Inbesitznahme führte. Die rasche Anerkennung des Staates Kroatien ebnete den Weg für lukrative Geschäfte. Für Investmentstrukturen gab es eine gute Basis, wenn man sich mit einigen lokalen Politikern zusammentat. Soweit ich weiß, hat die Hypo Alpe Adria Millionen in exklusive Ressorts bei Novigrad in Istrien investiert, die der normalen Bevölkerung unzugänglich sind. Bei vielen Personen, die wir getroffen haben, ist eine Sprach- und Nationendefinition schwierig. Boris Jorevini, den wir übrigens über den örtlichen Vespaclub kennen lernten, ist Italiener, versteht sich aber als Istrianer. Er ist Musiker und hat sich auf alte Musik der Renaissance in Istrien auf Originalinstrumenten spezialisiert. Eine transnationale Sprache sozusagen. Am slowenisch-italienischen Grenzbalken kam die englische Musikstudentin Rosa mit ihrer Geige dahergewandert. Sie erforscht in Triest die Musik des Balkans, was mir seltsam vorkam, auch wenn Karl Kraus mal sagte, der Balkan würde am Wiener Rennweg beginnen; sie spielte uns aber ein schwedisches Volkslied vor. Dann schloss sie sich uns für den Rest der Reise an. Reality bites the Karst – Experten und Exoten – Unverantwortliche LandschaftenFahim Amir: Ihr habt auch mit Geologen und Botanikern gearbeitet, diese operieren aber mit anderen zeitlichen Räumen. Andrea van der Straeten: Auch die Landschaften ändern sich, bloß dauert das ein paar Millionen Jahre ... Ja, bestimmte landschaftliche Phänomene haben wir mit Roberto Ferrari, Francesca Skodler und Angelo Stagno genauer angesehen. Sie lassen Rückschlüsse auf das reale politische Geschehen zu, z.B. die Beschaffenheit des Karstgesteins, das bei Bombardierungen stark zersplittert und verletzt, was im Ersten Weltkrieg unmittelbaren Einfluss auf die Kriegsführung hatte, oder das Phänomen der Foibe, trichterförmige Vertiefungen, in denen man seit dem Ersten Weltkrieg Soldaten, später Partisanen exekutiert hat. Seit 1991 die Grenzen der jugoslawischen Teilrepubliken die der neuen Nationalstaaten wurden und sich oft an Flüssen orientierten, gibt es Unklarheiten und Konflikte, wie wir bei Josko Joras an der kroatisch-slowenischen Grenze erfahren konnten. Bei Flüssen, die ins Meer münden, ist die Grenze im ausufernden Gebiet nicht eindeutig. Kann man dafür die Landschaft selbst zur Verantwortung ziehen? Fahim Amir: Der Satz „Du bist Teil der Lösung, Teil des Problems oder Teil der Landschaft“ bekommt hier eine ganz andere Bedeutung: Landschaften werden zu nicht unschuldigen Co-Akteuren der Raumproduktion. Wenn man einen Schritt zurück und dann zwei nach vorn macht, sehen wir Ähnliches beim so genannten „Deutschen Wald“. Den auf Eroberung abzielenden Römern aus den italienischen Ebenen waren dichte, dunkle Wälder voller Gefahren bis dahin unbekannt gewesen und erschienen als besonders furchterregend. Als sehr viel später die deutsche Nationalbewegung aufkam und eine verzweifelte Suche nach eigenen Ursprüngen begann, stieß man auf die Berichte antiker Autoren über die Germanenfeldzüge. So wurde der Wald auch in der Eigenwahrnehmung zum mythisch-deutschen Ort und die antiken Texte zu Skripts für moderne Realitätsproduktion: Großräumige Aufforstungsprojekte wurden initiiert, um den deutschen Wald 2000 Jahre nach seiner literarischen Geburt Realität werden zu lassen. Knasthostel HochkulturAndrea van der Straeten: Wir wurden auf der Reise aber auch für andere Räume und Grenzen sensibilisiert: In Ljubljana übernachteten wir in den Zellen eines ehemaligen k.u.k. Gefängnisses. Die Eisengitter vor den Zimmertüren markieren die Grenze zwischen der Gesellschaft und denen, die aus einem rechtlichen Rahmen herausgefallen sind. Das Knasthostel steht auf einem großen Gelände, auf dem sich auch das neu gebaute Museum – ein Ort der Hochkultur – befindet. Im Bereich des Gefängnisses haben sich Gruppen der Subkultur mit Bars etc. angesiedelt. Die Grenze zwischen Hoch- und Subkultur ist knapp einen Meter hoch und besteht aus einer Mauer aus zerbrochenen Backsteinen. Es gibt keine Stufen, beim Balancieren über diesen Steinhaufen überwindet man den Grat zwischen zwei Kulturterrains. Fahim Amir: Einerseits gibt es selbstorganisierte Initiativen, die versuchen, leer stehende Gebäude und Gebiete zu besetzen und zu nutzen. Zunehmend sind aber auch staatliche Versuche kommunaler und regionaler Akteure zu beobachten, ökologisch und historisch belastete „wasted areas“ einer Verwertung zuzuführen. Da gibt es zum Beispiel The Rocky Mountain Arsenal Wildlife Preserve in Colorado, zuerst als „Indianer-Reservat“ definiert, dann nach der Entdeckung von Rohstoffen wieder enteignet, entwickelte hier zuerst die US-Armee chemische Waffen und später der Shell-Konzern hochgiftige Pestizide. Zum Sperrgebiet für menschliche Nutzung erklärt, zogen dann alle möglichen Nichtmenschen in diesen Raum, der heute als der Ort mit der höchsten Biodiversität der USA gilt. Nun werben regionale Tourismus-Agenturen mit dem Werbespruch „The Nation’s Most Ironic Nature Refuge“ um Investoren. Räume über und in Räumen, zwischen und in Räumen, aber: no space is innocent – auch die Region nicht. Andrea van der Straeten: Auf etwas Vergleichbares trafen wir in Pula, wo im ehemaligen k.u.k. Kriegshafen noch Tonnen alter Munition und U-Boote herumliegen, aber um die devastierten Kasernen ein Biotop entstanden ist; die Regierung will Golfplätze bauen, eine Initiative um den jungen Architekten Emil Jacir ein kritisches Bewusstsein. Neo-Regionalismus?Andrea van der Straeten: Innocent space ... Ich habe mich das gefragt, als ich im Zusammenhang mit meiner letzten künstlerischen Arbeit von Robert Menasse „Der Europäische Landbote“ gelesen habe. Er macht die europäische Krise daran fest, dass der Europarat eine zu starke, zu mächtige und zu schwerfällige Institution ist, die im Wesentlichen versucht, nationale Interessen durchzusetzen. Dem stellt er ein „Europa der Regionen“ gegenüber. Es ist einerseits einleuchtend, den neuen Nationalismen und Rassismen entgegenzutreten, aber birgt nicht die Konzentration auf regionale Identitäten die Gefahr der kleinteiligen Zersplitterung und Provinzialisierung? An extract from a conversation between the philosopher Fahim Amir and Andrea van der Straeten, artist and head of Experimental Design at the Kunstuniversität Linz. On Apples and PearsFahim Amir: The experimental realm has as an artistic laboratory space. You have been undertaking what has, in the meantime, recently established itself as Artistic Research, i.e.: attempting to explore the comparison between apples and pears. How does this production of relationships and meaning occur in your media-based approach, in practical terms? Andrea van der Straeten: The experimental realm is a space of potential, of possibilities, where procedural routines and patterns of perception can be mixed productively. The format for the artwork is often only decided upon during the process. It can be an analogue film worked on with a sewing machine, a performance combining belly dancing with Upper Austrian brass band music, or music, a video or a photo novella etc. A robot has even been built, and two charming, useless machines at one of the more recent graduation shows. Expertise from other disciplines often has to be drawn in. Our team is then extended temporarily. Fahim Amir: The, in your case, conceptually based inter- and transdisciplinarity is actuality linked with a great deal of translation work, between subjects, spaces and disciplines. Can everything always be translated? Sometimes exemplary translation errors can even be far more interesting. Andrea van der Straeten: Among the big themes we work on during an academic year are, for example, a good format for combining heterogenous structures. For the current theme, Nations, Notions and -Scapes*, we began with an excursion — hands-on, so to speak — where it was about exploring the countryside on foot, collecting real, tactile, sensual and communicative experiences in a geographic space that has redefined itself many times in the 100 years since the outbreak of the first world war. I find it interesting to zoom between macro- and micro-worlds in the process: by macro I mean the vast whole of a historical complex, by micro I mean the smaller ramifications for individual lives and experiences. The excursion went from Ljubljana in Slovenia via Pula in Croatia, the Istrian peninsula and on to Trieste. This geographic space is usually familiar to the students, many of them have already been on holiday there. At the same time it has shifted a little further away since the war and the redefinition of the nations in the region. Transnational!Fahim Amir: What happened with the languages? I think it's important to differentiate between state and nation. While the history of states goes back at least a few millennia, the modern idea of nationality went hand-in-hand with the implementation of capitalist economic policies. While with the epithet Holy Roman Empire German Nation the country is regarded as a kind of grand 'House' or a very widely spread family, where nobody expected all of its members to speak the same language, the modern nationalist movement attempted to make a congruent unity of territory, population and history. A problem specific to the German-speaking countries is that the notion of culture has been very closely tied to national identity, the recurring debate on 'Leitkultur' is an echo of this. Could your experiences on the excursion function as an antidote here? Andrea van der Straeten: As Romina Dodic and Angelo Stagno accompanied us we didn't have any difficulties with communication. In Istria, especially along the coastline, almost everybody speaks both Croatian and Italian. More Croatian, inland. The languages currently spoken in the region reflect the shifts in population caused by the war. The Italian proportion of the population in Istria was very high. Some stayed, many were driven away. The mass emigration from Istria led to abandoned property, which was annexed and also led to a kind of post-colonialist occupation. The rapid recognition of the Croatian state smoothed the way for lucrative business dealings. There was a good basis for investment structures, if you worked in cahoots with any of a few local politicians. As far as I know the Hypo Alpe Adria invested millions in exclusive resorts near Novigrad in Istria that are inaccessible to the normal population. For many people we met, a definition by virtue of language and nationalities is tricky. Boris Jorevini — incidentally, we met him through the local Vespa club — is Italian but regards himself as Istrian. He is a musician, and specialises in old music from the Renaissance in Istria on original instruments. A transnational language, so to speak. On the Slovenian-Italian border crossing the English music student Rosa came with her violin for just that. She was doing research into the music of the Balkans, in Trieste, which was odd to me even if Karl Kraus once said that the Balkans began on Rennweg in Vienna; although she played us a Swedish folk song. Then she joined us on the rest of the trip. Reality Bites the Karst — Experts and the Exotic — Irresponsible LandscapesFahim Amir: You've also worked with geologists and botanists, but they operate on different time scales. Andrea van der Straeten: Landscapes change too, it just takes a couple of million years… Yes, we took a closer look at specific landscape phenomena with Roberto Ferrari, Francesca Skodler and Angelo Stagno. Conclusions can be drawn from them about real political occurrences, e.g. the consistency of the limestone, it's heavily splintered and scarred from shellfire and bombs, which had a direct impact on the progress of the first world war, or the phenomenon of the foibe, deep karst sinkholes where soldiers have been executed since the first world war, and later partisans. Since 1991 the borders of the former Yugoslavian countries which became new states were often drawn along rivers, which leads to conflicts as they're unclear, as we heard from Josko Joras on the Croatian-Slovenian border. With rivers that flow into the sea, the borders are not clearly marked out in the surrounding floodplains. Can the countryside itself be made accountable for that? Fahim Amir: The sentence "Either you're part of the problem or you're part of the solution or you're just part of the landscape" acquires a whole new meaning here. Landscapes do not become innocent co-protagonists in the production of space. If one takes one step back and then two steps forwards, we see something similar in the so-called 'German Forest'. For the Romans interested in conquest, who were from the Italian plains, dense, dark forests full of danger were previously unknown and looked particularly frightening. When the German nationalist movement emerged far later, and a desperate search for one's own origins began, they found reports of German military campaigns by authors of Antiquity. So the forest also became a mythical German place in their own self-perception, and the ancient texts became scripts for the production of modern reality: large-scale reforestation projects were initiated to make the German forest a reality 2000 years after its literary birth. Jail Hostel High CultureAndrea van der Straeten: We were sensitised on the trip to other spaces and borders, too: in Ljubljana we spent the night in the cells of a former imperial prison. The iron bars in front of the doors to the rooms mark the boundary between society and those who have fallen outside any legal framework. The jail hostel stands on large grounds, the newly built museum is also on the same grounds — a place of high culture. Subculture groups have collected in the area around the prison, with bars etc. The border between high culture and subculture is hardly a metre high and consists of a wall of broken bricks. There are no steps, you overcome the thin line between two different cultural terrains by balancing over this pile of rubble. Fahim Amir: On the one hand, there are self-organised initiatives that attempt to occupy and use empty buildings and sites. Increasingly, though, there are also state-run attempts to observe communal and regional protagonists, to add value to ecologically and historically burdened 'wasted areas'. There is, for example, The Rocky Mountain Arsenal Wildlife Preserve in Colorado. It was initially defined as an Indian reservation, then confiscated again following the discovery of natural resources there. The US army first developed chemical weapons here, and later the Shell concern produced highly toxic pesticide. Declared off-limits for human use, all kinds of non-people moved into the space, which counts today as the site with the highest biodiversity in the USA. Now local tourist agencies are advertising for investors with the slogan "The Nation’s Most Ironic Nature Refuge". Spaces over and in spaces, between and in spaces, but: no space is innocent — nor is the region. Andrea van der Straeten: We saw something similar in Pula, where tonnes of old munitions and submarines are lying around in the old imperial navy port, but where the devastated barracks have become a biotope; the government wants to build a golf course; an initiative centred around the young architect Emil Jacir, to raise critical awareness of it. Neo-Regionalismus?Andrea van der Straeten: Innocent space... That's what I asked myself when I read Robert Menasse on the Euro crisis (Der Europäische Landbote, 2012), in connection with my last art project. He identifies the European crisis as being caused by a Euro apparatus that is too strong, too powerful and too slow as an institution, and that essentially attempts to push national interests. He contrasts this with a "Europe of regions". On the one hand, it is obvious we should oppose the new nationalism and racism, but doesn't the concentration on regional identities conceal the danger of splintering up and provincialising the region into small parcels. |
LesezeitReading time: 7,5 Min min
|
Andrea van der Straeten, geboren in Trier, Deutschland, ist bildende Künstlerin und lebt seit 1987 in Wien. Seit 2002 leitet sie die Experimentelle Gestaltung im Institut für Bildende Kunst und Kulturwissenschaft an der Kunstuniversität Linz. www.andreavanderstraeten.net
Der Philosoph Fahim Amir ist oft Teil künstlerischer Zusammenhänge, dramaturgischer Behauptungen und kuratorischer Praktiken und lehrt derzeit als Gastprofessor an der Abteilung für Experimentelle Gestaltung. Andrea van der Straeten, born in Trier, Germany, is an artist. She has been living in Vienna since 1987. Since 2002 she heads Experimental Design at the institute of fine Art and cultural science at the Kunstuniversität Linz. www.andreavanderstraeten.net
The philosopher Fahim Amir is frequently involved in an art context, dramaturgical statements and curatorial practices, and currently teaches as a visiting professor at the department for experimental design. |
|
Verschmiertes IneinanderSmeared into one another
BildraumPictorial Space
Jeder Raum ist nicht allein eine materielle Umgebung, sondern auch eine Dramaturgie. Das heißt, seine Gestaltung bestimmt über die Gefühle, die Wünsche und Handlungen jener Personen, die sich in ihm befinden. Mit den Räumen wechseln wir demnach auch unsere Identitäten. Wie kalkuliert und funktional mit diesem Regelkreis umgegangen werden kann, zeigen die Totalgestaltungen der verschiedenen Franchise-Ketten, Shopping-Malls und Themenparks, die in Richtung Bestätigung des Erwartungshorizonts und Konsumlust optimiert sind. Aber sie sind nur die auffälligsten Beispiele. Tatsächlich gibt es keinen Raum, der von dieser physisch-psychischen Verschränkung nicht durchdrungen wäre. Wir sind damit quasi nie allein mit uns selbst. Gut beobachten lässt sich dieses Umstanden-Sein von Vorstellungssphären und Handlungs-Layouts in den Reflexionsmedien Bildende Kunst und Theater. Deren unterschiedliche Herangehensweisen wiederum überschneiden sich nicht nur in der Biografie von Ursula Hübner, sondern auch in ihrem künstlerischen Werk. Vitus Weh: In deinen Gemälden hast du in den zurückliegenden Jahren oft Fotografie und Malerei miteinander kombiniert. Du hast Ausschnitte aus Fotos, meist Körper- oder Möbeldetails, auf die Leinwand geklebt und dazu mit Ölfarbe gemalt. Obwohl das prinzipiell ganz unterschiedliche Oberflächen sind – hier glatt, dort pastos –, erzielst du damit oft ein verblüffendes „malerisches Ganzes“. Was hat es mit diesem „Ganzen“ auf sich? Ursula Hübner: Das „Ganze“ ist genau genommen eine Art Symbiose. Es ist ein alchemistisches Zusammenfügen unterschiedlicher Ingredienzien wie z.B. Figuren, Perspektiven und Farbräumen. Ihr Zusammenfließen ist eine Art Wunder. Nämlich insofern, als sich dadurch plötzlich mehr ausdrücken kann, als reine Malerei oder bloße Fotografie es vermögen. Vitus Weh: Hat dieses Wunder damit zu tun, dass solch ein „malerisches Ganzes“ keineswegs bruchlos ist? Mein Blick wird von diesen Bildern jedenfalls nachhaltig irritiert. Die von dir bearbeiteten Übergangszonen zwischen den fotografischen und den rein gemalten Zonen sind zwar technisch brillant gelöst, aber irgendwie auch unheimlich. Ursula Hübner: Das Malerische vermag tatsächlich Dinge zu verschmelzen, die nicht zusammengehören. Da unsere heutigen Augen sehr filmisch trainiert sind, kommt uns das vielleicht eigentümlich vor. Beim Film wird alles linear, mit schnellen, scharfen Schnitten erzählt. Mit diesen Schnitten springt die Erzählung von Szene zu Szene, von einer Behauptung in die andere. Erst in den Köpfen der Zuschauer baut sich aus diesem Ablauf ein Ganzes. Dagegen ist die Behauptung eines Sofort-Kontinuums, wie es ein malerisches Bild entwirft, gewissermaßen unzeitgemäß. Dabei entspricht dieses verschmierte Ineinander-Übergehen weit mehr unserer menschlichen Realität – also unserem Fühlen und Verhalten – als ein Film. Im Alltag springen wir nicht von Raum zu Raum, sondern stecken in ihnen fest. Vitus Weh: Ist es eher wie beim Theater? Da hat man auch statische Bilder vor sich, die vor allem durch die Schauspieler vibrieren. Dass ein ganzes Bühnenbild wechselt, kommt während eines Stücks höchstens ein paar Mal vor. Ursula Hübner: Diese Phasen des Übergangs sind im traditionellen Theater dann aber besonders auffallend. Ändert sich ein Raum, gibt es einen sichtbaren und hörbaren Umbau oder sogar eine allgemeine Spielpause. Dieser Bühnenbildwechsel hat mich am Theater immer fasziniert. Allerdings verzichtet modernes Theater mehr und mehr auf diesen Umbau und spielt in einem Raum-Zeit-Kontinuum, in dem viele Parallelitäten und bruchlose Wechsel stattfinden. Das wiederum ähnelt meinen aktuellen Bildern. Vitus Weh: In deinen jüngsten Werkserien hast du auf die Einbindung von Fotografie gänzlich verzichtet. Dennoch wirken die Bilder surreal. Wie bei Kippbildern können die Szenen von Moment zu Moment wechseln: Porträts kippen in Landschaftsbilder und umgekehrt, Szenen scheinen real zu sein und sich doch gleichzeitig aufzulösen. Würdest du das traumartig nennen? Oder anders gefragt: Von welchen Räumen träumst du privat? Ursula Hübner: In meinen nächtlichen Träumen befinde ich mich meist in weiten Räumen. In meinen Bildern hingegen, wie zum Beispiel der Serie der Collagen, gibt es meist einen ausgesprochen kleinen Raum, in den ich die Figuren hineinbaue. Es sind keine Räume, die Geborgenheit bieten. Eher Räume, die Anforderungen stellen, Räume der Zucht. In einer frühen Phase erinnern sie oft an eine Art Bühne, besonders wenn noch Vorhänge im Spiel sind. Es sind Räume für eine Darstellerin, Räume als psychische Umstände. Im Unterschied zum modernistischen Credo der Flachheit gibt es in diesen Bildern auch Perspektiven und räumliche Brüche, und es gibt Fenster, durch die man schauen kann. Die Räume in meinen aktuellen Arbeiten wiederum gehen in Richtung einer anderen surrealen Tradition, da sie unmögliche Parallelen zulassen. Ein Gesicht kann da zugleich eine Landschaft darstellen – doch wenn man nochmal hinschaut, sind es nur Farbflecken. Vitus Weh: Wie ist es, als Bühnenbildnerin einen Raum zu machen? Ist es anders als Malerin? Ursula Hübner: Im Theater erfordert allein schon die reale Größe der Bühne einen anderen Umgang mit Raum. Es gibt dort auch viele pragmatische Eckdaten, die zu berücksichtigen sind: Man muss sich in Verbindung setzen mit dem Regisseur, den Darstellern, den Technikern, dem Budgetrahmen. In solch einem Team muss der Betrieb immer weitergehen. Bei einem Bild hingegen, das man malt, kann es jederzeit zu einem Abbruch kommen. Man kann es verwerfen, übermalen, das Atelier verlassen. Das ist übrigens auch etwas, das ich meinen Studenten nahelege: das Atelier immer wieder zu verlassen, um bei der Rückkehr einen frischen und kritischen Blick auf die Arbeit zu werfen. Vitus Weh: Wie ist das mit deinen Studierenden genau? Verfolgen sie ähnliche Raumkonzepte wie du? Ursula Hübner: Nein, das sieht oft ganz anders aus. Bei Julia Hinterberger zum Beispiel – sie macht gerade Diplom – erzeugt die Malerei, anders als bei mir, keine Illusion, sondern das Bild ist Körper und Stofflichkeit. Fast wie ein eigenes Lebewesen. Sie hat sich während ihrer Studienzeit intensiv mit Performance auseinandergesetzt. Das spürt man durch. In ihren gemalten Bildern funktioniert der Raum als innere und äußere Bewegungen. Farben verwendet sie im Sinne von „Andockstellen“. Man sieht: Die Malerei bietet Platz für viele Raumkonzepte. Every space is not just a material surrounding but also a dramaturgy. This means that its design determines the feelings, desires and actions of the people who find themselves in it. With the spaces we also accordingly change our identities. The various franchise chains, shopping malls and theme parks, which are optimised towards the saturation of the expectation and the desire for consumption, show the calculated and functional way in which this control circuit can be handled. But they are only the most obvious examples. Actually there is no space that has not been penetrated by this physical-psychic entanglement. We are thereby as it were never alone with ourselves. This situation of being surrounded by spheres of imagination and action layouts can be clearly observed in the reflection media of visual art and theatre. Their different approaches again overlap not only in the biography of Ursula Hübner but also in her artistic work. Vitus Weh talked to her. Vitus Weh: In the paintings in previous years you have often combined photography and painting. You pasted details of photos, usually bodies or furniture details, on the canvas and painted in oils. Although these are in principle very different surfaces – here smooth, there impasto – you often thereby achieve an amazing “painterly whole”. What exactly is this Whole” about? Ursula Hübner: The “whole” is strictly speaking a kind of symbiosis. It is an alchemistic combination of different ingredients, such as figures, perspectives and colour spaces. Their flowing together is a kind of miracle. Namely, in as much as suddenly more can express itself through them than can be managed by pure painting or simple photography. Vitus Weh: Does this miracle have to do with the fact that such a “painterly whole” is by no means seamless? At any rate, my view is permanently irritated by these pictures. The transition zones you have worked on between the photographic and the purely painted zones are indeed technically brilliantly solved, but somehow also uncanny. Ursula Hübner: The painterly actually manages to merge things that do not belong together. Because our present-day eyes are very filmicly trained, this perhaps seems strange to us. With film everything is linear, told with rapid, sharp cuts. The narrative jumps from scene to scene with these cuts, from one statement to another. Only in the heads of the spectators does this sequence form itself into a whole. On the other hand the statement of an immediate continuum, as a painted image creates, is to a certain extent old-fashioned. Yet this smeared transition corresponds far more to our human reality – that is, to our feelings and behaviour – than a film. In everyday life we do not leap from space to space but are firmly stuck in them. Vitus Weh: Is it rather like in the theatre? There you also face static images which above all vibrate as a result of the actors. The change of a whole stage set happens only a couple of times during a play at most. Ursula Hübner: But these phases of transition are then particularly noticeable in traditional theatre. If a room changes there is a visible and audible reconstruction or even a general break in the action. This scene change in the theatre always fascinated me. However, modern theatre increasingly dispenses with this reconstruction and plays in a space-time continuum in which many parallels and seamless changes take place. This again is similar to my current pictures. Vitus Weh: In your most recent series of works you have completely dispensed with the incorporation of photographs. Nevertheless the pictures seem surreal. Like alternating images the scenes can change from moment to moment. Portraits flip into landscape pictures and vice versa, scenes appear to be real but nevertheless simultaneously dissolve. Would you call this dreamlike? Or to put it another way, what spaces do you dream of in private? Ursula Hübner: In my nightly dreams I usually find myself in wide spaces. In my pictures, on the other hand, as for example in the series of collages, there is usually a decidedly small space that I build the figures into. They are not spaces that offer security. Rather spaces that make demands, spaces of discipline. In an early phase they are often reminiscent of a kind of stage, particularly if curtains are still there. They are spaces for a performer, spaces as psychic circumstances. In contrast to the modernist credo of flatness, in these pictures there are also perspectives and spatial breaks, and there are windows you can look through. The spaces in my current works on the other hand go in the direction of a different, surreal tradition, as they permit impossible parallels. A face can at the same time represent a landscape – but if you look at it again it is just spots of paint. Vitus Weh: What is it like as a stage designer to make a space? Is it different from a painter? Ursula Hübner: In the theatre, simply the real size of the stage demands a different approach to space. There are also many pragmatic basic facts that have to be taken into account there: you have to work in conjunction with the director, the performers, the technicians, the budget limits. In such a team the work must always go on. With a picture that you are painting, on the other hand, there can be a break at any time. You can throw it away, paint it over, leave the studio. By the way, this is also something that I suggest to my students: repeatedly leave the studio, in order to take a fresh and critical look at the work on return. Vitus Weh: How is it exactly with your students? Do they follow a similar concept of space as you do? Ursula Hübner: No, this is often very different. With Julia Hinterberger, for example – she is currently doing her diploma – unlike what I do, the painting does not produce an illusion, but the picture is body and materiality. Almost like its own life form. She analysed performance intensively during her studies. That comes through. In her painted pictures space functions as internal and external movements. She uses colours as “docking stations”. You see: painting offers room for many concepts of space. |
LesezeitReading time: 6 Min min
|
Ursula Hübner studierte Bühnenbild am Mozarteum in Salzburg bei H. B. Gallée und Malerei an der Universität für angewandte Kunst bei Maria Lassnig. Ab 1984 war sie international als Bühnenbildnerin tätig. Seit 1998 ist sie Professorin für Malerei und Grafik an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz am Institut für Bildende Kunst und Kulturwissenschaften.
Vitus H. Weh ist Kulturwissenschaftler, Museumsberater und Kurator zahlreicher Ausstellungen sowie Mitbegründer der Zeitschrift „springerin. Hefte für Gegenwartskunst“, er ist verantwortlich für die Konzeption von quartier21, MQ Wien und für die Neupositionierung der Wiener Gasometer als Ausbildungscampus für Musik und Tanz. Seit 1998 ist er Lektor an der Kunstuniversität Linz. Ursula Hübner studied stage design at the Mozarteum in Salzburg with H. B. Gallée and painting at the University of Applied Art with Maria Lassnig. From 1984 she worked internationally as a stage designer. Since 198 she has been professor of painting and graphic art at Linz University of Artistic and Industrial Design at the Institute for Fine Art and Cultural Studies.
Vitus H. Weh is a cultural studies scholar, museum consultant and curator of numerous exhibitions as well as founder of the journal Springerin: Hefte für Gegenwartskunst. He is in charge of the conception of Quartier21, at the Museumsquartier, Vienna, and for the repositioning of the Vienna Gasometer as a training campus for music and dance. He has been a lecturer at the Linz University of Art since 1998. |
|
Bretterbauers architektonischer RaumGilbert Bretterbauer’s Architectural Space
Situativer RaumSituative Space
Tradierte Kategorien von dekorativer Gestaltung, das autonome Objekt und dessen funktioneller Charakter sind die Kriterien, mit denen Gilbert Bretterbauer Raum hinterfragt. Seine Installationen und Objekte, seine Handhabung von Wand- und Bodengestaltungen lenken die Aufmerksamkeit auf Farbgebung, Form und auf den Gestaltungsvollzug selbst. Der Künstler Gilbert Bretterbauer geht vom architektonischen Raum aus, der als Rahmen dient, den es mit Inhalten zu füllen gilt. Inhalte, meist aus dem angewandten Bereich, so Bretterbauer, legt er mittels textiler Ausstattungen fest, die, wie eine zweite Membran, zwischen der bestehenden Architektur wie Boden, Decke und Wand liegen, stehen oder hängen. Definiert durch diese Interventionen ist der „neue“ Raum seinen Funktionen entsprechend benutzbar. Beispielhaft ist dafür sein gemeinsam mit dem Architekten Lichtblau.Wagner entwickeltes Raumkonzept in Berlin. Im angewandten Bereich arbeitet Bretterbauer verstärkt mit Oberflächen, im Speziellen mit Teppichen – dreidimensionalen Boden-(Kunst-)Werken, die eklatante Raumveränderungen demonstrieren. Die wesentliche Intention seiner Bodeninseln dabei: das Schaffen neuer Bereiche im bestehenden Raum. Das Auslegen solcher Bodeninseln teilt den Raum anders ein und definiert einen neuen Grundriss bzw. Räume im Raum. Bretterbauer bezieht sich dabei auf die japanische traditionelle Architektur, wo Tatami-Matten in Form verschiedener Bodenbelege und -ebenen letztendlich durch Erhöhungen und Vertiefungen ganz neue Einteilungen schaffen. Schiebeelemente verändern den Raum und schaffen zusätzliche Flexibilität – der starre Raum wird beweglich und umgedeutet, entsprechend seiner künstlerischen Absicht, zwischen dem freien und dem angewandten Bereich zu wandern. Die Gestaltung des Kirchenschiffs im Eisenstädter Dom erfolgte aufgrund einer Einladung der Architekten Einen Galerieraum wiederum verwandelt Bretterbauer durch Eintragungen in einen anderen Raum, einen Wohnraum. Unter Eintragungen versteht Bretterbauer Versatzstücke, die in einem Wohnraum, in einem Restaurant oder einem anderen öffentlichen Raum auch funktionieren würden. Durch so genannte „Dekorelemente“ erfolgt die Umgestaltung des Raums, der abgenutzte Begriff Dekor wird neu konnotiert. Geht es umgekehrt darum, Privaträume zu bespielen, setzt Bretterbauer auf Bedürfnisse und Gewohnheiten seiner Zielgruppe als wesentliche Konstante. Als Lehrender an einer Kunstuniversität sind ihm Produktionsbedingungen in Anbetracht schrumpfender Budgets und übervoller Depots ein Thema, dem zu Beginn des Studiums kaum Beachtung geschenkt wird („Kunst muss auch etwas anderes sein, als Kunst zu produzieren im althergebrachten Sinn“). Da soll einer geschützten Werkstätte gleich ein Austoben mit Material, Form und Farbe stattfinden, um dann im Vergleich die zeitgenössische Kunstpraxis zu beleuchten. Dennoch: „Es ist ja nicht nur lustig, Kunst zu machen, es ist ja eine unheimliche Verantwortung. Ich kann nicht nur vor mich hin produzieren, weil es lustig ist und schön und weil das Künstler-Image so toll ist, das ist lächerlich. Man muss überlegen, ob man überhaupt Kunst macht, das ist viel interessanter, warum oder warum keine Kunst zu machen.“ Dennoch will Bretterbauer keine ewig gültigen künstlerischen Lösungen anbieten, sondern glaubt, „dass Kunst auch in andere Räume eindringen und diese erweitern soll – und dabei selbst erweitert wird“. Als ausgebildeter Textilingenieur hat Bretterbauer die Hochschule für angewandte Kunst besucht und sich dort auf die Schnittstelle zwischen Angewandtem und Funktionalem fokussiert, mit dem steten Bemühen, beide Richtungen zu vereinen. Dabei kommt der Wiener Kunsttradition ebenso große Bedeutung zu wie der Sprache: „Ich bin ja auch Schriftsteller, habe versucht, meine Musterungen in Sprache umzuformen, mache zum Beispiel Lese-Performances. Für mich ist das alles eins. Es steckt eine künstlerische Überzeugung und Praxis dahinter.“ Traditional categories of decorative design, the autonomous object and its functional character, these are criteria that Gilbert Bretterbauer applies to challenge the notion of space. He draws attention to the colour scheme, the form and the completion of the design's realisation itself with his installations and objects, with his treatment of wall and floor design. Bretterbauer starts with the architectural space, which serves as a framework to be filled with content. Contents, usually from the field of the applied arts, as Bretterbauer says, are defined by the placing of textile furnishings to lie, stand or hang as a second membrane between the existing architectural elements, such as the floor, ceiling and walls. Defined by these interventions, the 'new' space can be used in accordance with its functionality. Exemplary for this is his collaboration with the architect Adolf Krischanitz to develop a concept for an interior in Berlin. In the field of applied art Bretterbauer has been working increasingly with surfaces, in particular with carpets — three-dimensional floor (art)works that showcase radical alterations to the space. The basic intention of his floor islands in doing this is to create new areas within the existing space. The laying of such floor islands subdivides the space differently and defines a new floor plan or spaces within the space. In doing this Bretterbauer alludes to traditional Japanese architecture, where tatami mats in the form of various floor coverings and layers ultimately create new subdivisions with raised and recessed areas. Sliding elements alter the space and create additional flexibility — the rigid space becomes adaptable and is reinterpreted in accordance with his artistic intention, to wander between 'free art' and applied art. The artist created a design for the nave of Eisensadt Cathedral on the invitation of architects Lichtblau.Wagner, where he shows the significance of material on the basis of a massive employment of textiles. In contrast, Bretterbauer transforms a gallery space into another space, a living room, with incorporations. By 'incorporations' Bretterbauer means 'patches' (or set pieces) that would also function in a living space, in a restaurant or in another public space. The space is redesigned by using so-called 'decorative' elements, and the hackneyed term 'decor' is given fresh connotations. When it is the other way round, in using private space, As a teacher at an art college the conditions of production in the face of shrinking budgets and overfilled depots becomes a subject that is hardly paid any attention at the outset of studies ("Art must also be something other than producing art in the old-fashioned sense"). There, students should express themselves with material, form and colour in a protected workshop situation to then explore contemporary art practise. However: "Making art is not just fun, it's an incredible responsibility. I can't just go on producing mindlessly because it's fun and beautiful and because the artist's image is so marvellous — that'd be ridiculous." One has to think about whether to make art at all, that's far more interesting, about the reasons to make art or for not making art." Nevertheless, Bretterbauer does not want to provide artistic solutions with eternal validity but believes, "that art should permeate other spaces and extend these — and is itself broadened in the process." Following training as a textiles engineer Bretterbauer went to the University of Applied Art, where he focussed on the interface between the applied and the functional with continued attempts to unite both directions. The Viennese art tradition plays as great a role here as language does: "I'm also an author, I've attempted to reshape my patterning into language, I give reading performances, for example. It's all one for me. Behind this is an artistic conviction and an artistic practise."
|
LesezeitReading time: 4 Min min
|
Gilbert Bretterbauer absolvierte eine HTL für Textilindustrie und studierte an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Er war 1987 Assistent an der Hochschule für angewandte Kunst, Gestaltungslehre und hatte 1991 einen Lehrauftrag in der Meisterklasse für Grafik. Gilbert Bretterbauer ist selbst Künstler und leitet seit 2011 die Studienrichtung Textil.Kunst.Design sowie das Lehramtsstudium Textiles Gestalten an der Kunstuniversität Linz. bretterbauerobjects.com Sabine Kienzer leitet die Redaktion von splace und arbeitet als Journalistin und Kulturmanagerin im Bereich bildender Kunst. (Foto @ Gisela Stiegler)
Gilbert Bretterbauer was educated at a textile industry training college and studied at the University of Applied Arts in Vienna. 1987, assistant at the University of Applied Arts, design theory; 1991, teaching post in the master class for Graphic Design. Gilbert Bretterbauer is himself an artist, and has headed the Textil.Kunst.Design (textiles, art and design) degree course since 2011 as well as the teacher training course for textile design at the University of Art and Design Linz. bretterbauerobjects.com Sabine Kienzer is the chief editor of splace and works as a journalist and cultural manager in the field of fine arts. (Photo @ Gisela Stiegler) |
|
WHAT IF? WHAT IF?
Spekulativer Raum Speculative Space
Mit „WHAT IF?“ als zentrale Frage im architektonischen Entwurfsprozess beleuchten die beiden Kuratoren Sabine Pollak und Matthias Böttger im Rahmen des jährlich stattfindenden Symposiums „Superstadt!“ Architektur, Stadt und Raum auf neuartige Weise und nehmen die Frage als Anlass für das Erzählen von spekulativer Stadt und gelebter Umwelt. Am 28. April 2011 explodierte im berühmten Café Argana am Djemaa el-Fna, dem zentralen Platz in Marrakesch, eine Bombe. Sie zerstörte das gesamte Erdgeschoss und die Terrasse, sechzehn Menschen starben und etliche wurden verletzt. An diesem Tag verlor der Platz die Naivität und Unbekümmertheit, die ihn seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts bestimmt hatten. Solche Ereignisse verändern den Raum einer Stadt vermutlich mehr, als es Gebautes je vermögen würde. Stadt wird bestimmt durch die Summe an Ereignissen, die in ihr stattfinden, das Gebaute liefert lediglich den Rahmen dazu. Am Djemaa el-Fna waren Ereignisse immer präsent, wahrscheinlich dichter und bunter als in irgendeiner anderen Stadt. Unter all den Sensationen von Akrobaten, Zauberern, Wahrsagerinnen und Schlangenbeschwörern zählen die Märchen, erzählt von den berühmten „Storytellers“ wohl zu den ruhigsten und zugleich faszinierendsten am Platz. Im kleinen von ZuhörerInnen gebildeten Kreis erzählen sie ihre Geschichten für einen, wie sie meinen, demokratischen Preis. Niemand würde je in Frage stellen, ob diese Geschichten wahr oder falsch sind. Es stellt sich die Frage, ob der tragische Moment in Marrakesch die wundersamen Geschichten, die sie erzählen, wohl verändert hat und ob er Teil davon werden wird. Es gibt nur mehr sieben Storytellers, und es ist wohl schwierig, Nachfolger zu finden, denn es dauere, so meinen sie, Jahre, bis man sich die Geschichten merken könne. Es stellt sich insgesamt die Frage, wie mündlich überlieferte Geschichten im Zeitalter allumfassender Vernetzung überhaupt überleben können. Der Zustand der Stadt ist ein labiler. Nicht nur in Marrakesch und nicht nur im Zuge von Ereignissen wie jenem rund um das Café Argana. Stadt ist weitgehend unplanbar geworden. Um damit agieren zu können, greift Architektur vermehrt in fremde Werkzeugkisten, eignet sich Methoden anderer Disziplinen an und forscht im weitesten Sinne über die (unmögliche) Planung der Zukunft. Das Aneignen disziplinenfremder Methoden kann befreien und kann die eigene Disziplin öffnen. Es benötigt jedoch einen differenzierten Blick auf die Art und Weise, wie Methoden angewandt werden. Kann ein Storyboard die Stadt besser beschreiben als ein Plan? Taugt ein Szenario eher zur Stadtteilplanung als ein Modell? Sind Comicdarstellungen offener als Grundrisse? Szenarien-Planung und das damit verbundene Storytelling sind Strategien, die inhaltlich weit entfernt sind von der Disziplin der Architektur und dennoch seit Neuestem vermehrt Anwendung finden, vor allem in der Stadtplanung. Szenarien können eine noch ungewisse Zukunft illustrieren. Sie bieten ein Display für Zukunftsbilder und sind die trendige Version der Glaskugel. Szenarien helfen bei langfristigen Entscheidungen. Sie bieten sich an, wenn man mit dem bislang Erprobten nicht weiterkommt und nicht weiß, wohin die Reise gehen soll. In der Stadtplanung und der Architektur sollten sie möglichst den Kopf frei machen von allen Restriktionen, die das Bauen sonst so mit sich bringt. Szenarien beflügeln die Phantasie und laden zum Handeln ein. Sie oszillieren zwischen Gegenwart und Zukunft, zwischen Realität und Fiktion und zwischen Wissenschaft und Kunst. Sie bieten einen gemeinsamen Horizont für all jene, die an einem Szenario arbeiten. Zwischen Best-case- und Worst-case-Szenario ist alles denkbar. Szenarien führen manchmal zu einem Best Practice Model, aber nicht immer. Und dennoch gibt es kaum ein Scheitern, wenn man mit Szenarien arbeitet. Keine Annahme kann zu weit her geholt, kein Horizont zu fiktiv sein. Im Gegenteil, je weiter hergeholt, desto besser, je fiktiver, desto befreiender. Oder zumindest desto mehr Lust in der Entwicklung der Szenarien. Für Architekten ist Arbeiten mit Szenarien so etwas wie die Erholung vom Bauen, der Kurzurlaub von der Mängelliste, die Tanzparty nach der Bestandsplanung. Vor allem in den Wirtschaftsdisziplinen wird das Planen mit Hilfe von Szenarien angewandt. Der Erdölkonzern Shell Oil etwa begann bereits sehr früh, mit Zukunftsszenarien zu arbeiten. Seit 1971 veröffentlicht Shell Oil nun jährlich ein so genanntes „Global Long Time Scenario“, verpackt in bunte Bilder von unangetasteten Landschaften. Am Cover des „New Lens Szenarios“, veröffentlicht 2012, sieht man einsame Berge und weiße Gletscher, gefolgt von Botschaften, wie jener, dass bis 2050 der globale Energieverbrauch um 80 Prozent steigen könnte, was aber zukünftig mittels einer „sauberen Energie“ gelöst werden könne – was immer auch Shell Oil darunter versteht. Angesichts der katastrophalen Verschmutzung im Nigerdelta wird man das Gefühl nicht los, der Konzern kann seine Probleme in der Gegenwart nicht lösen und driftet daher in die Zukunft ab. Aber dennoch sind Szenarien mittlerweile Bestandteil nahezu jeder größeren Organisation. Szenarien finden vor allem jedoch auch im Militär Anwendung. Szenarien bieten ein projektives Bild dessen, was durch eine militärische Strategie erreicht oder vermieden werden sollte. Im September 2013 entwickelte die Schweizer Armee ein solches Szenario unter dem Namen „Duplex Barbara“. Warum ein militärisches Szenario einen Frauennamen erhält, bleibt unklar, jedoch das Szenario war Folgendes: Auf Grund einer ökonomischen Krise gerät Europa in ein Chaos und Frankreich zerfällt in eine Reihe kleiner Staaten. Einer dieser Staaten an der Grenze zur Schweiz mit dem fiktiven Namen „Saonia“ macht die Schweiz verantwortlich für die finanzielle Krise. Der kleine Staat startet eine paramilitärische Attacke und die Schweiz muss sich verteidigen. Als Präsident Hollande von dem Szenario der Schweizer hörte, war er nicht „amused“. Letztlich aber lachte ganz Frankreich, als Le Matin das Szenario der Schweizer veröffentlichte inklusive einer vom Schweizer Militär erstellten Karte von Saonia veröffentlichte. Und man entwickelte augenblicklich ein alternatives Szenario: Frankreich erleidet auf Grund der ökonomischen Krise eine Hungersnot und beschließt, die Schweiz anzugreifen, um an deren Schokolade zu kommen. Was die Schweizer wiederum nicht lustig fanden. Aber Szenarien sind nun einmal dazu da, den eigenen Horizont zu überschreiten, auch wenn sie oft absurd oder weit hergeholt scheinen. Szenarium und Storytelling in der Architektur verlangen einen offenen Zugang zur Zukunft der Stadt und zu möglichen neuen Räumen, die wenig mit dem Alltag der Architekturproduktion zu tun haben. Ein gewisser Befreiungsakt ist also notwendig, auch kann es nicht schaden, ein wenig Spaß dabei zu haben. Und angesichts all der verlorenen Wettbewerbe, der Luftblasenprojekte und der gescheiterten Verhandlungen mit potenziellen Klienten kann es so falsch auch nicht sein, etwas Neues zu probieren. Zudem wir das Feld nicht zur Gänze den Ökonomen und Zukunftsforschern überlassen sollten und schon gar nicht dem Militär. Szenarien nehmen, sollen sie glaubhaft vermittelt werden, die Form von Geschichten an, die geschrieben, erzählt, gezeichnet oder aufgeführt werden müssen. Mit herkömmlichen Methoden der Architektur kommt man dabei nicht weit. Ein Modell zeigt einen statischen Zustand und bewegt sich selten. Ein Plan besteht aus Linien und Flächen und sagt nichts aus über das zukünftige Leben, das Klima oder die Politik in Städten. Wir müssen also noch tiefer greifen in die Trickkiste der Disziplinen. Geschichten müssen glaubhaft vermittelt werden, ansonsten wird niemand mitspielen in dem Stadtszenario. Die Zukunft der Stadt also als Comic, als Filmscript, als Novelle oder Familienaufstellung? Als Storyboard, Pulp Fiction, Hörspiel oder Drama? Ja! Denn alles, was hilft, Kommendes zu antizipieren, ist zulässig. Was wäre also, wenn? Was wäre, wenn die Stadt so schön, so wunderbar, so aufregend wäre, sodass sie alle unsere Erwartungen übertrifft? Was wäre, wenn alle Menschen in einer einzigen Stadt leben würden? Was wäre, wenn es keine Bauordnung mehr gäbe? Was wäre, wenn alle Stadtplanung nur von Frauen gemacht würde? Was wäre, wenn Architektur plötzlich ein Anliegen der Politik würde? WHAT IF? With “WHAT IF?” as the central question in the process of architectural design, as part of the annual symposium "Superstadt!" Architektur the two curators Sabine Pollak and Matthias Böttger examine the city and space in a new way and take the question as an occasion to talk about the speculative city and the lived environment. On 28 April 2011 a bomb exploded in the famous Café Argana on Djemaa el-Fna, the central square in Marrakesh. It destroyed all of the ground floor and the terrace, sixteen people died and many were wounded. On this day the square lost its naivety and carefree air, which had shaped it since the beginning of the previous century. Such events presumably change the space in a city more than buildings would ever manage. The city is determined by the sum of events that take place in it; the buildings only provide the framework for this. Events are ever-present on Djemaa el-Fna, probably more dense and colourful than in any other city. Among all the sensations of acrobats, magicians, soothsayers and snake charmers, the fables told by the famous storytellers are probably among the quietist and at the same time the most fascinating on the square. In the small circle formed out of listeners, they tell their stories for what they believe is a democratic price. Nobody would ever ask if these stories are true or false. The question arises of whether the tragic moment in Marrakesh probably changed the wonderful stories they tell and whether it will become part of them. There are only seven storytellers now, and it is probably difficult to find successors, because, as they say, it takes years for one to be able to memorise the stories. As a whole the question arises of how stories of the oral tradition can survive at all in the age of all-embracing networking. The state of the city is a more unstable one. Not only in Marrakesh and not only in the course of the events like those around the Café Argana. The city has become largely unplanable. In order to be able to work with it, architecture increasingly draws on alien toolboxes, appropriates methods from other disciplines and in the broadest sense of the word researches the (impossible) planning of the future. The appropriation of methods from alien disciplines can be liberating and can open up one’s own discipline. However, it requires a differentiated view of the way in which methods are applied. Can a storyboard describe the city better than a plan? Does a scenario suit the planning of urban districts better than a model? Are comic portrayals more open than layout plans? Scenario planning and the associated storytelling are strategies whose content is far removed from the discipline of architecture, but nevertheless have recently been increasingly applied, above all in urban planning. Scenarios can illustrate a still uncertain future. They offer a display for images of the future and are the trendy version of the crystal ball. Scenarios help in long-term decision-making. They offer themselves if one is not getting anywhere with what has been tried so far and does not know where the journey should go. In urban planning and architecture, they should free one’s head as much as possible from all restrictions that building otherwise entails. Scenarios inspire fantasy and invite one to action. They oscillate between the present and the future, between reality and fiction and between science and art. They offer a shared horizon for all of those working on a scenario. Between the best-case and the worst-case scenario everything is conceivable. Scenarios sometimes lead to a best-practice model, but not always. And nevertheless there is hardly ever failure if one is working with scenarios. No assumption can be too farfetched, no horizon is too fictional. On the contrary, the more farfetched the better, the more fictional the more liberating. Or at least the more pleasure one has in the development of the scenarios. For architects, working with scenarios is something like recuperation from building, the brief holiday from the list of defects, the dance party after the inventory planning. Planning with the aid of scenarios is applied above all in the economic disciplines. Shell Oil started working with future scenarios from very early on. Since 1971 Shell has been publishing an annual “Global Long-Term Scenario”, packed in colourful pictures of untouched landscapes. On the cover of the “New Lens Scenario”, published in 2012, one can see lonely mountains and white glaciers, followed by messages that by 2050 global energy consumption could rise by 80 per cent, which however could be achieved by “clean energy” – whatever Shell understands by this. In view of the catastrophic pollution in the Niger delta, one cannot escape the feeling that the company cannot solve its problems in the present and so is drifting off into the future. But nevertheless, in the meantime scenarios have become a component of almost every large organisation. Scenarios are also applied in the military, however. Scenarios offer a projective image of what is to be achieved or avoided through a military strategy. In September 2013, the Swiss army developed one such scenario under the name “Duplex Barbara”. Why a military scenario is given a woman’s name is unclear, but the scenario was as follows: Owing to an economic crisis, Europe is thrown into chaos and France disintegrates into a series of small states. One of these states on the border with Switzerland with the fictitious name of “Saonia” holds Switzerland responsible for the financial crisis. The small state starts a paramilitary attack and Switzerland has to defend itself. When President Hollande heard of the Swiss scenario he was “not amused”. Ultimately, however, all of France was laughing when Le Matin published the Swiss scenario complete with a map of Saonia drawn up by the Swiss military. And they instantly developed an alternative scenario: France suffers a famine owing to the economic crisis and decides to invade Switzerland to get its chocolate. Which the Swiss did not find funny either. But scenarios are only there to overstep boundaries, even if they often appear absurd or farfetched. The scenario and storytelling in architecture demand an open approach to the future of the city and to possible new spaces that have little to do with the everyday life of producing architecture. A certain liberating act is thus necessary, and it cannot hurt to have a bit of fun in the process. And in view of all the lost competitions, the bubble projects and failed negotiations with potential clients, it may also not be too wrong to try something new. Furthermore, we should not leave the field completely to the economists and futurologists, and certainly not the military. Scenarios, if they are to be taken seriously, take the form of stories that have to be written, told, drawn or performed. One does not get very far with traditional architectural methods. A model shows a static state and rarely moves. A plan consists of lines and surfaces and says nothing about future life, climate or the politics in cities. Thus we have to go deeper into the disciplines’ box of tricks. Stories have to be told in a believable way, otherwise no one will play along with the city scenario. So the future of the city as a comic, a film script a novel or a family constellation. As a storyboard, pulp fiction, a radio play or drama? Yes! Because everything that helps to anticipate what is coming is permissible. So, what if? What if the city were so beautiful, so wonderful, so exciting that it exceeded all our expectations. What if all people were to live just one single city? What if there were no building regulations any more? What if all urban planning were done by women? What if architecture were suddenly a political issue? WHAT IF? |
LesezeitReading time: 6,5 Min min
|
Sabine Pollak ist eine österreichische Architektin und Architekturtheoretikerin. Sie lebt und arbeitet in Wien und Linz. Gemeinsam mit Roland Köb führt sie das Architekturbüro Köb&Pollak Architektur in Wolfurt und Wien. Seit 2008 leitet sie die Abteilung Urbanistik an der Kunstuniversität Linz. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Genderforschung, Urbanistik, Wohnbau und Architekturtheorie. Sabine Pollak is an Austrian architect and architectural theoretician. She lives and works in Vienna and Linz. Together with Roland Köb she manages the architectural bureau Köb&Pollak Architektur in Wolfurt and Vienna. Since 2008 she has been head of the department of urban studies at the Linz University of Art. Her working and research focus is in the fields of gender research, urban studies, residential building and architectural theory. (Photo @ Roland Köb) |
|
SPLACE IN DEN FARBEN MEINES BETTÜBERWURFSSPLACE IN THE COLOURS OF MY BEDSPREAD
CENTERFOLDCENTERFOLD
Der „splace“-Centerfold ist ein Kunstwerk zum An-die-Wand-Hängen, produziert von renommierten Alumnis der Kunstuni Linz, um Überlegungen und Motivation, die ihren Arbeiten vorangehen, für LeserInnen transparent zu machen. Für die erste Ausgabe konnten wir den Künstler Karl-Heinz Klopf gewinnen, der „SPLACE – IN DEN FARBEN MEINES BETTÜBERWURFS“ eigens für „splace“ produziert hat. Die Animation SPLACE IN DEN FARBEN MEINES BETTÜBERWURFS ist aus zwei unterschiedlichen Quellen zusammengesetzt: Das in Futura-Extra-Bold-Versalien dargestellte Wort 'SPLACE' und der Sound stammen aus meiner gleichnamigen filmischen Recherche über Tokio (1996). Die darin verwendeten elf Farben entspringen einem von Barbara Brown 1969 entworfenen Stoff, den ich als Jugendlicher für mein neues Zimmer auswählen durfte und heute noch besitze. Die daraus entstandene Animation ist ein komprimiertes Farb-, Raum- und Wortgebilde, eine abstrahierte Stadt und gleichzeitig eine bewegte Miniatur, die am Ende zum Ursprungsprojekt SPLACE in Form der Webseite The splace centrefold is an artwork to hang on the wall, produced by famous alumni and alumnae of the Linz University of Art, in order make considerations and motivations that precede their work transparent for the readers. For the first issues we have been able to engage the artist Karl- Heinz Klopf, who has produced "SPLACE – IN THE COLOURS OF MY BEDSPREAD" specially for splace. The cartoon film SPLACE IN THE COLOURS OF MY BED- The resulting cartoon is a compressed colour, space and word painting, an abstracted city and at the same time a moving miniature, which at the end leads back to the original project, SPLACE, in the form of the website
|
LesezeitReading time: Min min
|
Karl-Heinz Klopf wurde in Linz, Österreich geboren und studierte an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. Lebt und arbeitet in Wien. In seiner künstlerischen Praxis beschäftigt er sich mit der gebauten Umwelt und urbanen Sphären. Er arbeitet mit verschiedenen Medien, wie Zeichnung, Video, Fotografie, Installationen und Projekte im Kontext von Architektur und Urbanismus. (Foto @ Karl-Heinz Klopf) Karl-Heinz Klopf was born in Linz/Austria and studied at the University for Art and Design in Linz. Lives and works in Vienna. The main concern of his artistic practice are constructed environments and the everyday life in the urban sphere. He works in different media such as drawing, video, photography, installations and projects in the context of architecture and urbanism. (Photo @ Karl-Heinz Klopf) |
|
räumlich/örtlichspatial/on-site
Urbaner RaumUrban Space
Wie ein Kooperationsprojekt gerade aufgrund dezidiert unterschiedlicher Zugänge sehr gut funktionieren kann, zeigt das Projekt „Lunzerstraße“ der Abteilungen Experimentelle Gestaltung und sustainable architecture der Kunstuniversität Linz. Im Süden von Linz auf dem Gelände der voestalpine liegt die Lunzerstraße eingebettet zwischen Produktionsgebäuden auf der einen und dem direkt angrenzenden Naturraum des unteren Traunlaufs auf der anderen Seite. Auf dem früheren Überschwemmungsgebiet wurde hier gegen Ende des Zweiten Weltkriegs das Nebenlager III errichtet, ein Außenlager des KZ Mauthausen, in dem ZwangsarbeiterInnen der „Hermann-Göring-Werke“ in Holzbaracken untergebracht waren. 1972 wurden an dieser Stelle Lehrlings- und Arbeiterwohnungen in vier Hochhaustürmen mit jeweils elf Stockwerken und Verbindungselementen im Parterrebereich gebaut, die ab Mitte der 1990er-Jahre als Asylwerberheim genutzt wurden. Etwa zehn Jahre später musste das Heim wegen fortschreitend unmenschlicher Bedingungen und seiner isolierten Lage aufgelöst werden. Die großteils leer stehenden Gebäude wurden Mitte 2014 demontiert, um mehr Lagerflächen für die Stahlproduktion der voest-alpine zu erzeugen. Dieser Zwischen-Situation konnten sich die Studierenden der Kunstuniversität Linz widmen und daraus zwei ortsbezogene Projekte entwickeln: WAS WAR ISTDie Studierenden der Experimentellen Gestaltung der Kunstuniversität Linz unter der Leitung von Hubert Lobnig fokussierten sich auf den geschichtlichen Ort, seine ehemaligen BewohnerInnen, den Ort in seiner komplexen Geschichte, Veränderung und Verwandlung. Die Arbeiten der Studierenden reichen von Recherchearbeiten und Interviews, Rauminterventionen, Performances, Eingriffen in die Fassade, Versiegelung und forensischen Untersuchungen in einem Wohnraum des ehemaligen AsylwerberInnenheimes, Erhebung und Aufzeichnung aller handschriftlicher Einträge im Gebäude, der Umgestaltung eines ganzen Stockwerkes, bis zu einem Animations- und einem kurzen Horrorfilm, einer Rakete im Liftschacht bis hin zu einer Videoarbeit über die eigenen Erfahrungen bei der Arbeit am Schmelzofen der voestalpine. Als Abschluss der Recherche und des intensiven Arbeitens fand Ende Jänner eine Präsentation statt, bei der interessiertes Publikum geführt wurde. ZUM ABRISS FREIGEGEBENDie Studierenden der Studienrichtung Architektur der Kunstuniversität Linz unter der Leitung von Matthias Böttger, Franz Koppelstätter; und Katharina Weinberger, Sustainable Architecture + Spatial Tactics, befassten sich mit den Gebäuden an sich, ihrer Substanz und Perspektive, mit ihrer Lage zwischen Industrie und Natur und den städtebaulichen Herausforderungen. Nach einer ausführlichen Analyse und Begehung wurden in einem ersten Schritt Szenarien über mögliche Zukünfte des umgebenden Areals formuliert. Das Spektrum der Annahmen für das, was kommen kann, liegt zwischen gänzlichem Vergessen, einer tektonischen Plattenverschiebung südlich der Traun oder einer Entwicklung zum Gründerzentrum. Während einer Intensivwoche Mitte November 2013 hatten die Studierenden die Möglichkeit die obersten Stockwerke zu besetzen, zu bewohnen und dort zu arbeiten unter folgenden Fragestellungen: Was war notwendig um hier zu schlafen, zu essen, zu rasten, zu denken und zu leben? So hatten die Studierenden in dieser Woche Gelegenheit, noch bevor die Arbeit an den Entwürfen in konkrete architektonische Eingriffe mündete, die Potenziale und Probleme des Ortes auszuloten. Die daraus entstandene Reihe von Vor-Ort-Interventionen stellte als Testlauf einen integralen Teil der Projektarbeit dar. Um sich nicht im Nirgendwo zu befinden, erhielt der Ort seinen Namen: Lunz in Linz The Lunzerstraße project, by the Departments for Experimental Design and for Sustainable Architecture + Spatial Tactics at the Linz University of Art, shows how a cooperation project can function very well precisely because of the decidedly different approaches. Lunzerstraße is in the south of Linz on the premises of voestalpine, situated between the production buildings on one side and the directly adjoining natural area of the lower course of the River Traun on the other. Towards the end of World War Two, Nebenlager III was built here on the former floodplain, an external part of Mauthausen concentration camp in which the forced labourers of the “Hermann Göring Works” were housed in wooden barracks. In 1972, flats for apprentices and workers were built on this site in four tower blocks, each with eleven storeys and connecting elements on the ground floor, which from the 1990s were used as a home for asylum seekers. Some ten years later the home had to be closed down owing to progressively inhuman conditions and its isolated situation. Under current plans, the in the meantime largely empty buildings are to be demolished in 2014 in order to create more storage areas for the Voestalpine steel production. Students at the Linz University of Art were able to apply themselves to this interim situation and use it to develop two site-specific projects. WHAT WAS ISStudents of experimental design at Linz University of Art, under Hubert Lobnig, focused on the historical site, its former residents, the site in its complex history, change and transformation. The students’ works range from research work and interviews, installations, performances, interventions in the facades, sealing and forensic investigations in a flat in the former asylum-seekers’ home, surveys and recording of all handwritten inscriptions in the buildings, to the transformation of a whole floor, a cartoon film and a short horror film, a rocket in the lift shaft and a video on their own experience working on a smelting furnace at Voestalpine. As the conclusion of the research and the intensive work, at the end of January there was a presentation in which the interested audience was given a guided tour of the exhibition. CLEARED FOR DEMOLITIONThe students in the architecture course at the Linz University of Art, under Matthias Böttger, Franz Koppelstätter and Katharina Weinberger, Sustainable Architecture + Spatial Tactics, dealt with the buildings themselves, their substance and perspective, with their position between industry and the countryside and the urban development challenges. After a detailed analysis and inspection, in a first step scenarios on possible futures for the surrounding area were formulated. The spectrum of assumptions for what can come lies between complete forgetting, a shift in tectonic plates south of the River Traun or development into a business incubator centre. During an intensive week in mid-November 2013, the students had the opportunity to occupy the top floors, to live and work there under the following questions: What was necessary in order to sleep here, to eat, relax, to think and live? Thus in this week the students had the opportunity to explore the potential and problems of the site before the work on the designs produced specific architectural interventions. The resulting series of on-site interventions as a test-run represented an integral part of the project work. In order not to find itself in the middle of nowhere the site was given a name: Lunz in Linz.
|
LesezeitReading time: 3 Min min
|
Hubert Lobnik studierte an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Die Schwerpunkte seiner künstlerischen Arbeit sind Malerei, Zeichnung, Video, Fotografie sowie kontext- und ortsbezogene Projekte und Installationen im öffentlichen Raum. Lobnig ist Dozent an der Universität für Künstlerische und Industrielle Gestaltung in Linz. (Foto @ Iris Andraschek) Franz Kopppelstätter studierte Architektur an der Kunstuni Linz, verbrachte anschließend einige Zeit in Litauen und Spanien. Er ist Gründungsmitglied im Verein Fruchtgenuss, der sich den Themen Leerstand und Zwischennutzung widmet. Seit 2013 ist er Universitätsassistent für Sustainable Architecture + Spatial Tactics an der Kunstuniversität Linz. (Foto privat) Matthias Böttger studierte Architektur und Stadtplanung in Karlsruhe und London. Wissenschaftliches Arbeiten an der Stiftung Bauhaus Dessau, der Universität Stuttgart und an der ETH Zürich, wo er Kunst+Architektur unterrichtete. Seit 2012 ist er Professor für Sustainable Architecture + Spatial Tactics am Institut für Raum und Design der Kunstuniversität Linz. Böttger ist zudem Kurator, Autor und Herausgeber zahlreicher Ausstellungen und leitet das Büro raumtaktik — office from a better future. (Foto @ Thomas Schweigert)
Hubert Lobnig has received his MFA from the University of Applied Arts in Vienna. He specialized in painting, drawing, video, photography, and installation as well as in site-specific and process oriented public art projects. He works as an associate professor at the University of Art and Industrial Design in Linz. (Photo @ Iris Andraschek) Franz Koppelstätter Franz Kopppelstätter studied architecture, sociology and languages at the University of Linz, the University of Technology and the University of Vienna. After the founding of the Fruchtgenuss association, which dedicated itself to the themes of vacancy and interim use in the city of Linz, since 2011 Koppelstätter has been a lecturer for architecture and urban planning a the Linz University of Art. (Photo private)
|
|
Vom Kochen bis zur BlasmusikFrom Cooking to Brass-Band Music
Öffentlicher RaumPublic Space
Das traditionelle Besetzen von Wänden und Plätzen hat sich längst als unzureichende Strategie für die Präsenz von Kunst im öffentlichen Raum erwiesen. Künstlerische Eingriffe finden vermehrt in so genannten Zwischen-, Grenz- und Durchgangsräumen statt. Die Beziehungen aktueller Kunst im öffentlichen Raum lassen sich aber auch im Wasser sehen. Wer im Sommer letzten Jahres den idyllischen Lunzer See im niederösterreichischen Voralpenland besuchte, konnte sich anhand der Arbeiten des Projekts „Let’s Sink“, kuratiert von Leo Schatzl mit Studierenden der Kunstuniversität Linz, einen Überblick über die vielfältigen Ausformungen von aktueller Kunst im öffentlichen Raum verschaffen. Von Rainer Nöbauers versinkendem BMW bis zu Theresa Auers Thematisierungen lokaler Geschichte war es möglich, im Fokus dieses Projekts jene Ausdifferenzierungen – vom Skulpturalen zum Sozialen – nachzuvollziehen, die dieses ehrwürdige Genre der Kunstgeschichte in den letzten Jahrzehnten genommen hat. Zugleich zeigte das Projekt und seine Einbettung in die jährlich wiederkehrenden „Wellenklänge“ – Festival für zeitgenössische Kunst jene Popularisierung auf, durch die der Kunst neben den Museen und Galerien in den Städten auch die Berge, Seen und Dörfer als Ausstellungsorte zugefallen sind. Seit den Denkmälern und Triumphbögen der Antike ist der Außenraum Schauplatz der bildenden Kunst. Für den überwiegenden Teil der Kunstgeschichte war dieser jedoch der Darstellung heroischer Akte und Akteure (viel seltener: Akteurinnen) vorbehalten. Herrscher, Feldherren, Götter, Krieger, Heilige, Sagen und allegorische Darstellungen bilden dabei den Kernbestand jener repräsentativen, immer an der Macht orientierten, Bildsprache des öffentlichen Raums, die erst im Einklang mit den sozialen Bewegungen des 20. Jahrhunderts thematisch und formal erweitert werden sollte. Dabei wird häufig übersehen, dass neben der Architektur und der Skulptur auch die (Wand)Malerei und damit das zweidimensionale Bild eine zentrale Rolle in der Gestaltung des öffentlichen Raums spielte. Es genügt, als Beispiel hierfür etwa auf den mexikanischen Muralismo oder die Wandgestaltungen im kommunalen Wohnbau zu verweisen. Die Bildorientierung und die häufig damit verbundene Erziehungs- und Propagandaabsicht erhalten heute im Zusammenhang mit den allgegenwärtigen Medien- und Werbebildern eine neue Bedeutung, auch und vor allem dort, wo sie dieses Potenzial kritisch nutzen. So gehört die Verfremdung von Medienbildern und die aktionistische Nutzung von Medienräumen heute ebenso zum Repertoire von Kunst im öffentlichen Raum wie die vielfältigen Versuche, den öffentlichen Raum mit alternativen Bildsprachen zu „besetzen“. Im Umfeld der Linzer Kunstuniversität zählen zu den prägnantesten Beispielen dieser Entwicklungen etwa jene Gegenöffentlichkeitsstrategien, für die Linz mit Stadtwerkstatt, Radio FRO und dorf tv so etwas wie ein Zentrum geworden ist. Viele verschiedene Bezeichnungen belegen dabei die Weiterentwicklung des Sammelbegriffs „Public Art“: Zentrales Paradigma bleibt dabei die in den 1960er-Jahren entwickelte Forderung nach künstlerischer „Site Specificity“, also einer spezifischen Bezugnahme auf den Ort, entweder in der Form einer eigenen Arbeit, die nur an einem Ort denkbar ist, oder durch künstlerische Reflexion der Bezüge, die einem bestimmten Ausstellungs- oder Produktionsort eigen sind. Schritt für Schritt erweiterte sich das Konzept der „Site“ durch die Aufmerksamkeit für nichtarchitektonische oder nichtgeografische Bezüge, eine Entwicklung, die sich etwa in den deutschsprachigen Bezeichnungen „Ortsspezifische Kunst“, „Kontextspezifische Kunst“ oder „Kunst im öffentlichen Interesse“ widerspiegelt. Die letztgenannte Bezeichnung lässt sich wiederum auf den Begriff der „New Genre Public Art“ zurückführen, jener – fallweise auch als Dienstleistung angebotenen – Projektarbeit, die sich der Bearbeitung sozialer und lokalpolitischer Probleme widmet. Auch von „kontextsensibler“ und „situationsbezogener“ Kunst wird gesprochen, und über Begriffe und Praktiken wie „Situational Aesthetics“ oder „Relational Aesthetics“, kamen endgültig alle nur denkbaren Beziehungsräume – vom Kochen bis zur Blasmusik – in den Fokus künstlerischer Aufmerksamkeit. Hand in Hand mit den Erweiterungen der Bezugspunkte künstlerischer Praxis erfolgte eine Ausweitung der Ausstellungs- und Vermittlungsorte weit über die Innenräume der Institutionen hinaus. Es stellte also einen stimmigen Abriss dieser Entwicklungen dar, wenn sich die Studierenden in Lunz am See sowohl an den räumlichen wie auch an den sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten des Projektortes orientierten. Kunst – und vor allem Kunst im Außenraum – sollte sich für vieles interessieren, was außerhalb der Kunst liegt, und genau mit dieser Methode agierte auch „Let’s Sink“: In lokalen Sagen fand sich Stoff für Katharina Gruzeis Verfremdungseffekte, in denen auch ein Einhorn eine Rolle spielte. Schwimmende Pseudoorientteppiche aus Kork (Alex de las Heras & Julia Hartig) wiesen über die Enge des Alpentals ebenso hinaus wie die chinesischen Schriftzeichen aus Eginhartz Kanters Intervention. Die neuartigen Fahrradsurfbretter von Christine Pavlic setzten direkt am See und seiner Freizeitnutzung an und nutzten die Wasserfläche als Bühne, wie auch Sun Li Lian Obwegeser & Antonia Prochaska mit ihrer Perfomance auf einem Floß. Trotz vieler praktischer, bürokratischer und budgetärer Herausforderungen ist aktuelle Kunst im Außenraum thematisch und formal freier als jemals zuvor. Es ist daher überzeugend und notwendig, dass die konsequent interdisziplinär orientierte Kunstuniversität Linz diese Freiheit zu einer ihrer Schwerpunktkompetenzen macht. The traditional occupation of walls and squares has long proved to be an insufficient strategy for the presence of art in public space. Artistic interventions are increasingly taking place in so-called in-between, border or passage-way spaces. The relationships of current art in public space, however, can also be seen in water. Anyone who visited the idyllic Lunzer See in the Lower Austrian Alpine foothills last summer could get an overview of the multifaceted shape of current art in public space thanks to the work of the project “Let’s Sink”, curated by Leo Schatzl with students of the Linz University of Art. From Rainer Nöbauer’s sinking BMW to Theresa Auer’s thematising of local history, in the focus of this project it was possible to follow the differentiations – from the sculptural to the social – that this honourable genre of art history has assumed in recent decades. At the same time the project and its embedding in the annual “Wellenklänge” festival for contemporary art highlights the popularisation through art that, alongside museums and galleries, has fallen to mountains, lakes and villages as exhibition venues. The outdoors has been a venue for fine art since the monuments and triumphal arches of antiquity. For the predominant part of art history, however, this was the portrayal of heroic acts and actors (far more rarely actresses). Rulers, generals, gods, warriors, saints, legends and allegorical portrayals here form the core of the prestige image language of public space, always oriented on power, which only in the 20th century was to be thematically and formally extended in harmony with the social movements. Here it is frequently over-looked, that alongside architecture and sculpture, (wall) painting and thus the two-dimensional image, also played a central role in shaping public space. For an example of this it is sufficient to refer to the Mexican muralismo or the wall designs in municipal housing. The image orientation and the frequently associated educational and propaganda intention are today receiving a new significance in connection with the omnipresent media and advertising images, also and above all where they use this potential critically. Thus the alienation of media images and the actionist use of media spaces today belongs just as much to the repertoire of art in public space as the many-sided attempts to “occupy” public space with alternative image languages. In the surroundings of the Linz University of Art, the counter-publicity strategies for which Linz has become something like a centre, with Stadtwerkstatt, Radio FRO and Dorf TV, are among the most striking examples of this development. Many different terms prove the further development of the collective term “public art”: what has remained the central paradigm here is the demand developed in the 1960s for artistic “site specificity”, that is for a specific reference to the place, either in the form of a singular work, which is only conceivable in one place, or through artistic reflection of the references that belong to a particular exhibition or production site. Step by step the concept of the “site” extended through the attention to non-architectural or non-geographical references, a development that for example is reflected in the terms “site-specific art”, “context specific art” or “art in the public interest” in the German-speaking world. The last term can again be traced back to the concept of “new genre public art” – the project work – occasionally also offered as a service – that dedicates itself to the treatment of social and local-political problems. “Context-sensitive” and “situation-related” art is also spoken of and through terms and practices such as “situational aesthetics” or “relational aesthetics” finally all conceivable reference spaces – from cooking to brass-band music – became the focus of artistic attention. Hand in hand with the extension of the reference points of artistic practice there was an expansion of the places of exhibition and presentation far beyond the interiors of the institutions. It thus represents a coherent outline of these developments if the students in Lunz am See orient themselves both on the spatial as well as on the social and economic features of the project site. Art – and above all art outdoors – should be interested in much that lies outside of art, and “Let’s Sink” also works with this method: material for Katharina Grunei’s alienation effects was found in local legends, in which a unicorn also plays a role. Floating pseudo-oriental carpets made of cork (Alex de las Heras & Julia Hartig) point beyond the narrowness of the Alpine valley just as the Chinese ideograms from Eginharz Kanter’s intervention do. The new types of bicycle surfboard by Christine Pavlic start directly from the lake and its leisure-time use and use the water surface as a stage, as do Sun Li Lian Obwegeser & Antonia Prochaska with their performance on a raft. Despite many practical, bureaucratic and budgetary challenges, current art outdoors is thematically and formally freer than ever before. It is therefore convincing and necessary for the consistently interdisciplinarily oriented Linz Art University to make this freedom one of its core competences. |
LesezeitReading time: 4,5 Min min
|
Martin Fritz ist frei schaffender Kurator, Berater und Autor in Wien. Seit seinem Studium der Rechtswissenschaften arbeitet er im Bereich zeitgenössischer Kunst Produktion in Wien, New York, Deutschland und anderen Ländern. Als Publizist und im Auftrag von Kunstinstitutionen und KünstlerInnen widmet er sich Konzept-, Struktur- und Organisationsfragen, der ortsspezifischen Kunst und der Kulturpolitik. (Foto privat) Martin Fritz is a freelance curator, consultant and author in Vienna. Since his law degree he has been working in the field of contemporary art production in Vienna, New York, Germany and other countries. As a writer and commissioned by art institutions and artists, he deals with conceptual, structural, and organisational questions, site-specific art and cultural policy. (Photo private) |
|
Digital Space – Real Space – Art Space: Ludic SpaceDigital Space – Real Space – Art Space: Ludic Space
Digital Space Digital Space
Der digitale Raum als Handlungsraum der Kunst verlangt zu allererst nach einer Klärung dessen, was im „ludic century“, dem Zeitalter der alltäglichen Verspieltheit im Umgang mit dem Digitalen, als Kunstraum zu begreifen ist, wahrgenommen wurde und gelebt wird. Sicher geglaubte Realitäten beginnen sich mit der Alltäglichkeit des Digitalen zu verschieben. Mittels Alternate Realities wandern wir zunehmend zwischen den Welten, mäandern zwischen dem, was aus Erster, Zweiter und Dritter Welt einbricht. Erklärungsmodelle für das Digitale als geschichteten Raum (Layers, wie etwa Google Glass) der Wahrnehmung und Erfindung von Welt liefert die Philosophie, Bedingungen von Möglichkeiten dafür – naturgemäß – die Kunst selbst. Explizite alternative Handlungsanweisungen im Umgang mit digitalen Räumen bietet die künstlerische Methode des Ludischen, die Ludus, das Spielerische, als respektlose Strategie vorschlägt. Das künstlerische Konzept des Schaffens von Raum über Spiel soll im Vergleich zur technologischen Entwicklung der Games zur Diskussion gestellt werden. Inwieweit bewegen sich die selbstermächtigt beschreibenden Spieler vom perceived über den conceived zum lived space, wie räumlich bedingt sind im creative game Erleben und Schaffen? Das aktivistische revolutionäre Potenzial der Raumkonzeption von Henri Lefebvre (1968), ausgeführt in „Le droit à la ville“, verbindet Raum und Aktion in verschiedenen Kategorien mit spielerischen Vorgangsweisen. Räume werden wahrgenommen, erkannt und gelebt. Diese Welterfindung wird in der Mechanik zeitgenössischer urbaner Kunst-Spiele vorexerziert. Die Trialectics of common social spaces kann hier noch immer oder wieder aktualisiert als Rahmung der Analyse der Kunst, im Verhältnis zwischen simuliertem 3D-Raum und realem urbanem Spielfeld Sinn schaffen. Ebenso ebnet die aktuelle künstlerische Praxis der spielerischen Raum-Erschließung die Rhetorik des Spiels in der Rückeroberung der Städte durch ihre Bürger. Lefebvre beschreibt soziale Räume als solche, die graduell wahrgenommen, aufgenommen und gelebt werden, Räume werden als permanente kulturelle Veränderung zwischen dem Räumlichen und dem Sozialen begriffen. Computergames sind räumliche und soziale Software. In einer Art sozialem Tausch-Spiel wurden Warez (raubkopierte Game-Software) stets unter „Freunden“ verteilt. Das Erweitern (befriend) als grundlegende Praxis im elektronischen Netzwerk, das schon vor Erfindung von Facebook immer soziales Netzwerk war. Und so wurden solche Netze auch für das soziale Spiel der Selbstorganisation von Protesten genutzt. Mit Hilfe von kommerziellen elektronischen sozialen Netzen platzten 2013 auch die von der Europäischen Union projektierten „ACTA-Gesetze“, erstmals wegen erfolgreichen öffentlichen Protesten der Netzbewegung. Organisiert waren diese wie ein Urban Game, mit Mobile Phones und Google Maps. Trainiert dafür hatte die Netzgesellschaft in Flashmob-ähnlichen Spielen, die Elemente der Street Performance massenhaft inszenieren, im urbanen Raum. Freilich war der Antrieb dafür weniger die Erkenntnis, dass Daten unmittelbar ein Lebensrisiko darstellen können, wie im Fall von Drohnen und Mobile Data in Pakistan. Viel eher war es die Angst vor dem Verlust von Gratis-Kinofilmen auf kinoX.to und ähnlichen Servern. Aber wird solch ein Aufbegehren auch gegen die aktuelle Causa kriminellen Staatsgebarens folgen, gegen den allzu vorauseilenden europäischen Gehorsam staatlicher Datenlieferungen an die National Security Agency (NSA), die solcherart unterstützt mit Spion-Softwares wie Prism und Xkeysource netzweit totalüberwachen? Kunst im Digitalen reflektiert diesen „lived space“ und verschiebt ihn zurück in einen Zustand der „conception“, des empfangenden Raumes: Dank einer Reihe von Game Art und Art Games, wie etwa BeforeTheSatelliteDetectsYou (2010) der Künstlergruppe and-or.ch. Durch solche Kunst-Spiele werden „Real Player“ des Alltags zwischen Netz, Smart Phone und Stadt sich allmählich darüber bewusst, dass nur das souveräne Spiel mit den Mechaniken staatstragender Spielsysteme die Praxis internationalen Datenhandels verändern wird. Das System Überwachungsstaat als elektronische Realität wird durch die Ludische Methode in der Kunst als modifiziertes Werkzeug autonomen Handelns politisch bewusst und geformt: erstens durch die Erfahrung der Wirkmächtigkeit von Spiel als Methode und zweitens durch daraus entstehende Hybride digitaler Kunst, einer neuen Art Numerique. Heute expandieren Games nachhaltig in Spielshows, Reality Games, Schnitzeljagden in der Stadt, vor allem aber durch die alltägliche Übertragung ihrer Game-Rhetorik (Gamification) in verschiedene Realitäten des von relationaler Datenanalyse und Überwachung geprägten technoiden Lebens. In Urban Games streichen die Spieler durch die Städte, nehmen ihre Topografie im Parcour und manifestieren sich im physischen Dialog mit Sprachen der Gamer und politischer Aktivisten. Kunst nimmt die Funktion des „perceived space“, des sich Bewusstwerdens der Implikationen des Räumlichen, und ihrer Formung durch Muster aus der Videospielwelt, wie etwa SuperMario in Real Life, gezeigt 2005 im Centre Pompidou, zur Zeit als die über unbewohnbare Parkhäuser kletternde Parcour-Szene sich mit den Krawallen in den unbewohnbaren Pariser Banlieus paarte. Mit der digitalen Surveillance-(Un-)Kultur als Praxis des Alltäglichen, als Grundlage des sozialen Netzwerks und der Selbstkonstruktion erleben wir eine ähnlich schleichende Verschiebung in eine Big-Data-Welt. Die Raum-Theorie der Kunst im Spiel mit Technologien durch die Lefebvre’sche Trialectic führt zu einer Ludic Agency, einer Handlungsfähigkeit im Digitalen, in der Raum durch bewusste politische Handlung im Realen ersetzt wird — als eine Praxis der Kunst. Digital space as a space for action for art above all demands an explanation of what, in the “ludic century”, the age of everyday playfulness in the interaction with the digital world, is to be understood, was perceived and is lived as art space. With the digital becoming an everyday matter, realities that had been regarded as certain are beginning to shift. Using alternate realities we increasingly wander between the worlds, meander between what breaks in from the first, second and third world. Philosophy provides explanatory models for the digital as a layered space (layers such as Google Glass) of the perception and invention of “world”, art itself – naturally – provides the conditions of opportunities for it. Explicit alternative operating instructions in dealing with digital spaces are offered by the artistic method of the ludic, the ludus, the playful proposed as an irreverent strategy. The artistic concept of the creation of space through play is to be raised for discussion in comparison with the technological development of games. To what extent do the self-empowered players move from the perceived through the conceived to the lived space? How spatially conditioned are experience and creation in the creative game. The activist revolutionary potential of Henri Lefebvre’s (1968) concept of space in "Le droit à la ville" links space and action in various categories with playful approaches. Spaces are perceived, recognised and lived. This invention of a world is demonstrated in the mechanics of contemporary urban art games. The trialectics of common social spaces can here still, or again be updated as the framing of the analysis of art, creating meaning in the relationship between simulated Lefebvre describes social spaces as such, which are gradually perceived, taken up and lived; spaces are understood as permanent cultural change between the spatial and the social. Computer games are spatial and social software. In a kind of social exchange game, warez (pirated game software) has always been shared among “friends”. The expansion (befriend) as a basic practice in the electronic network, which had always been a social network even before the invention of Facebook. And thus such nets were also used for the social game of the self-organisation of protests. With the aid of commercial electronic social networks, in 2013 the “ACTA laws” planned by the European Union fell through, firstly because of the successful public protests of the net movement. These were organised like an urban game, using mobile phones and Google Maps. The networking community had trained for this in flashmob-like games that stage elements of mass street performance in urban space. Naturally, the drive for this was less the recognition that data can represent an immediate risk to life, as in the case of drones and mobile data in Pakistan. Rather it was the fear of the loss of free cinema films on kinoX.to and similar servers. But will such a rebellion also follow against the current issue of criminal state conduct, against the all too hasty European obedience to state data provision to the National Security Agency (NSA), which engage in such network-wide total surveillance supported by spy software such as Prism and Xkeysource? Art in the digital reflects this “lived space” and shifts it back into a state of “conception”, of the conceiving space: thanks to a range of game art and art games, such as Through such art games, “real players” of everyday life between the net, smartphone and the city gradually become aware that only the sovereign game with the mechanics of state game systems will change the practice of international data transfer. The system of the surveillance state as an electronic reality is becoming politically aware and formed through the ludic method in art as a modified tool of autonomous action: first through the experience of the effective- Today games are continuously expanding, in game shows, reality games, paperchases through the city, but above all through the everyday transmission of their game rhetoric (gamification) in various realities of technoid life influenced by relational data analysis and surveillance. In urban games, the players prowl through the cities, take their topography in the parcour and manifest themselves in physical dialogues in the language of gamers and political activists. Art assumes the function of the “perceived space”, of the becoming aware of the implications of the spatial and their formation through patterns from the video-game world, such as SuperMario in Real Life, shown in 2005 at the Centre Pompidou, at the time when the parcour scene, clambering across uninhabitable multi-storey car parks, coupled with the riots in the uninhabitable Paris banlieus. Illustration: Screenshot “Le Parcour”, Objekt Mr. Ministeck/ video clip, 4’20, Jahrmann/Moswitzer, 2005 With the digital surveillance (un)culture as the everyday practice, as the basis of the social network and of self-construction, we are experiencing a similar creeping shift into a big-data world. Through Lefebvre’s trialectic, the spatial theory of art in the play with technologies leads to a ludic agency, a capacity for action in the digital world, in which space is replaced by conscious political action in the real world – as a practice of art. |
LesezeitReading time: 4 Min min
|
Margarete Jahrmann ist Künstlerin und Professorin für Game-Design an der Kunstuniversität Zürich sowie Lektorin für Medienkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Sie hat während der letzten zehn Jahre an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen und u.a. 2003 den PrixArsElectronica für interaktive Kunst erhalten. An der Kunstuniversität Linz war sie als Gastprofessorin für Hybridmedien tätig und ist Gründerin von http://www.ludic-society.net/ und http://www.konsum.net/ (Foto @ Regula Barth) Margarete Jahrmann is an artist and professor of game design at the Zurich University of Art and a lecturer on media art at the Vienna University of Applied Art. In the last ten years she has taken part in numerous international exhibitions and, among others, received the 2003 Prix Ars Electronica for interactive art. She was visiting professor for hybrid media at the Linz University of Art and is the founder of (Photo @ Regula Barth) |
|
SpielräumeSpace Games
VIRTUELLER RAUMVIRTUAL SPACE
Idee, Schöpfung und Design stehen am Anfang jedes Spiels. Das ist Kultur. Doch obwohl Games seit kurzem als förderungswürdige Kulturtechnik gelten, sind sie nicht salonfähig. Im Gegenteil. Um sie wogt ein Wirrwarr von Gerüchten und Vorurteilen. Das intensive Spiel mit Imagination und Grenzerfahrungen beunruhigt, gerade in Zeitenwenden. Dabei ist Spielen eine der frühesten Lernformen, bei Mensch und Tier. Johan Huizinga lobt es als Weg für Gemeinschaften, sich durch den „Zauberkreis“ des Spiels von der Alltagswelt abzuheben. Wie echte Spieler wissen, geht es dabei mitunter um Leben und Tod. Die Ahnung, dass allem, auch dem eigenen Leben, ein Spiel innewohnt, fasziniert und erschreckt, auch wenn dies seit Schopenhauer und Nietzsche ein Grundgedanke moderner Philosophie ist. Denn als Spieler beobachtet man nicht, sondern ist Teil einer Welt, in der man handelt, ohne vorhersagen zu können, wie sich die Mitspieler und das Spiel selbst verhalten. Die Motive zu spielen sind vielfältig – für jeden ist etwas dabei. Jedes neue Medium wird von uns auch auf seine scheinbar unnützen Fähigkeiten hin getestet. So gibt es Computerspiele, seit es Computer gibt. Sie bieten nicht nur spannende Plots und mitreißende Action, sondern auch Lebensnähe durch die immer bessere Simulation und Technik, und weil man handeln muss und ein Ziel erreichen kann. Passionierten Spielern geht es nicht nur um die Lust am Gewinnen, sondern auch um Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Eleganz, kurz: Virtuosität. Da man zudem mit oder vor anderen performt, tritt man aus dem Dunkel der Isolation, aber auch aus der Sicherheit der Distanz heraus. Noch stehen wir am Anfang der Technik für virtuelle Realitäten. Wird man aber den Körper in die Matrix einbeziehen können und wollen, dann wird er zum echten Bewohner beider Welten – verlockend und gefährlich zugleich. Implantierbare Schnittstellen sind bereits in Entwicklung. Mit ihnen beginnt das wirkliche Great Game. Schon jetzt lassen Games ahnen, was Naturüberwindung ist. Wer spielt, weiß: Flows und Adrenalin-Tsunamis entstehen durch die Verfügbarkeit nahezu allmächtiger Technik, durch Risiko und Wettkampf – Faktoren, die man im Alltag eher zu Belastung zählt. Traditionell hat die Menschheit ein schlechtes Verhältnis zur Natur, der es bis heute gelingt, Allmachtsgefühle zu vernichten. Dank unserer technischen Erfindungsgabe geht es uns so gut wie nie. Dass wir mehr können, heißt aber nicht, dass wir auch besser verstehen, was wir tun. Kein Zufall, dass Bram Stokers Dracula dem Unheimlichen gerade dann Gestalt gab, als die Technik die Welt entzauberte. Auch Goya wusste, dass der Traum einer alles beherrschenden Vernunft auch Ungeheuer gebiert. So bevölkert sich auch unsere Unterhaltungswelt mit Superhelden, Zauberern und Monstern, die allen bekannten Naturgesetzen einen Streich spielen. Warum? Uns wird, wie allem Lebendigen, immer schon von einem rätselhaften elan vital ungefragt mitgespielt. Aber nur wir sind in der Lage, mit dieser Erfahrung gestaltend umzugehen und im Kosmos mitzuspielen. Friedrich Schiller sagt sogar, der Mensch sei nur da Mensch, wo er spielt. Ist das Leben also nichts als ein Kampfspiel, um in einer unheimeligen Welt zu überleben? Wir Menschen, von Natur unbeholfene, widerstandsarme Frühgeburten, haben aus Schwächen Stärken gemacht. Stanley Kubricks Kultfilm Space „Odyssey 2001“ zeigt im Zeitraffer, wie wir uns in grandioser Verschwendungssucht einen schier grenzenlosen Sinnes- und Handlungsspielraum schufen – ein endloser Größenwahn. Ob es darum geht, Leben zu verstehen, zu erzeugen, zu verhindern oder zu optimieren, die kollektive Sehnsucht nach dem unsterblichen Homo artificialis reicht von der mythischen Schöpfung bis zur wissenschaftlichen Menschenzüchtung. Die neuen Medien und ihre Möglichkeiten, virtuelle und reale Welten miteinander zu verschmelzen, fördern diesen Traum. Die post-Darwinistischen Spieltheoretiker unter den Evolutionsbiologen lehren uns zudem, Egoismus als Generalstrategie sei out, community-orientierte Entwicklungen dagegen in. Die gigantische Medialisierung unserer Gesellschaft suggeriert zudem, das ganze Leben sei nichts als ein Spiel. Nicht sachliche Informationen stehen an erster Stelle, sondern der Gefühlsfaktor und der Unterhaltungswert, mit dem sie vermittelt werden. Unanimiertes, so wissen Game Designer, Marketingstrategen und Politiker, lässt sich schwerer verkaufen. Auch die Mr. Spock-Attitude, Rationalität schließe Gefühle aus, erweist sich nicht nur als altmodisch, sondern auch als falsch. EQ, grenzenlose Mobilität und Freiräume zur Entfaltung sind die Werte des 21. Jahrhunderts. Neutralität und Objektivität waren nie Stärken des Menschen: Innen und Außen sind immer verschmolzen, und alle Geschichten laden sich erst in uns mit Leben auf. Die Lust an der Inszenierung ist Teil unserer Identität. Wie gut, dass das Spiel als Ort solcher Erfahrung den Beweis der „Richtigkeit“ nicht liefern muss: Es katapultiert uns unmittelbar in die grenzenlose Welt der Phantasie, in der sich Erleben, Erinnerung, Imagination und Überzeugungen zu einem gärenden Dünger vermischen. Das Motiv liegt, natürlich, im Spiel selbst. Als Umberto Eco mit „Der Name der Rose“ unerwartet ein gigantischer Bestseller gelang, provozierte er auf die Frage, warum er, als Theoretiker, einen Roman verfasst habe: „Weil ich Lust dazu hatte. Der Mensch ist von Natur aus ein animal fabulator. Begonnen habe ich, getrieben von einer vagen Idee: Ich hatte den Drang, einen Mönch zu vergiften.“ Pure Lust am Erzählen und am Tabubruch prägen auch Erzählungen in den vieldimensionalen Räumen der Computerspiele. Wie der Leser eines postmodernen Romans konstruiert sich der Spieler das Geschehen selbst: eine Methode, die Horaz schon im 1. Jahrhundert v. Chr. Dichtern empfohlen hatte. Und wie das gefährlich verführerische Lesen von Romanen beginnt auch das Gaming mit dem Müßiggang: Ein anderes Tor zur Welt tut sich auf. Durch das Spiel mit der Fantasie entwickelt sich eine Art sechster Sinn, mit dem wir Zeichen erkennen und deuten. Das passt gut in die heutigen postmodernen Gesellschaften. Dabei geht es nicht darum, Erzählungen zu verstehen, sondern die Welt in Erzählungen zu verstehen, auch jenseits westlich-europäischer Horizonte. Kritische Wahrnehmungsschärfungen statt naivem Wirklichkeitsbezug und vor allem: rechtzeitig Alternativen entwickeln - das ist die Herausforderung. Das kann Kunst, die seismographisch mit Neuem agiert: Sie interessiert sich wie die TIME-Industrie am stärksten für die vernetzten Kommunikationsräume. Längst schon verwandelt die Industrie unsere Lebenswelt in einen Datenraum, dem sich die Mehrheit unkritisch und freiwillig ausliefert. Kontroversen über nachhaltigen Lebensraum gehen aber alle an, denn alle sind betroffen. Dazu muss das Digitale als Kultur vermittelt werden, wie Lesen und Schreiben auch. Es allein den Technikern zu überlassen, wäre grundlegend falsch. Nicht die Spiele sind problematisch, sondern die fehlende Vielfalt ihrer Lesarten. Natürlich inszenieren Spieler immer auch die Partitur der Spiele-Designer. Dennoch können sie durch Eingreifen, als Individuum und erst recht als Kollektiv, das Spiel ändern. Das gilt auch für die Erzählungen von Technologie, Naturkräften und dem Zusammenleben. Je mehr ein Spiel in unseren Alltag wirkt, desto weniger naiv blicken wir in die Zukunft. Dass so ein Third Place entstehen kann, hat Jorge Luis Borges beschrieben: Nicht Spiele verändern die Welt, sondern Menschen. Unschätzbarer Vorteil der Simulation: Computerspiele erzählen uns etwas über das Leben in neuen Welten, zeigen uns subtile Besonderheiten der Mensch-Maschine-Schnittstellen und auch ästhetische Formen, die nur in diesen Medien möglich sind. Doch handeln müssen wir selbst. Je mehr relevante Themen in die Spiele hineinragen, desto schwerer fällt es, sich ihnen rein lustvoll hinzugeben. Selbst Kinder wissen, wann sie spielen. Sind also Computerspiele ein Trainingslager für eine mediale Gesellschaft? Wir brauchen kompetente Pendler zwischen den realen und fiktionalen Räumen, wenn wir sie kolonialisieren wollen. Überlassen wir also nicht den Kulturpessimisten das Feld, die um die ununterscheidbare Verschränkung von Spiel und Wirklichkeit fürchten, aber zu möglichen positiven Wirkungen schweigen. Im Spannungsraum von Kunst, Kultur und Kommerz, der sich in Stufen und Sprüngen entwickelt, können wir aktiv, ja spielerisch eine von Inhalten und Ästhetik geprägte Medienkultur wirksam Gestalt gewinnen lassen. Die Lehre daraus? In einer Indianergeschichte bittet ein Mädchen, das von einem wiederkehrenden Traum geplagt wird, in dem zwei Wölfe erbittert gegeneinander kämpfen, ihren Großvater um Rat. Er deutet den Traum als zwei Mächte, Krieg und Frieden, die in jedem von uns ringen. Als das Mädchen, darüber noch beunruhigter, fragt, wer denn gewinne, antwortet ihr der Großvater: „Die Macht, die du fütterst.“ Concept, creativity and design are always present at the birth of every game. That’s culture. Despite the fact that games are now seen as cultural instruments, they are still looked down upon as something inferior. The perception of games is still a tangle of prejudice and rumour. Playing with the imagination, crossing unknown borders can be an unnerving experience, especially in periods of change. Nevertheless, playing games is one of the first learning experiences for both human beings and animals. Johan Huizinga praises the magical potential that games possess, being able to liberate whole groups of people from the constraints of everyday life. As every serious player understands, it is always a matter of life and death. The suspicion that everything, even a person’s own life, is part of a game, is intriguing and frightening in equal measure. Computer games exist since the introduction of computers. They don’t just offer compelling, exciting and action filled plots, they now offer a closeness to real life experience, through improved simulation, constantly evolving technical innovation, pushing the gamer further and further along the path to achieving his goal. A passionate player is not just concerned about winning – the game is about speed, skill and elegance. It is the virtuosity that counts. At the present time, we are just at the beginning of developing technologies for creating virtual realities. But if it becomes possible to integrate the body into these new „matrices“, then gamers can truly begin to live in both worlds, both tempting and dangerous at the same time. Implantable interfaces are already being developed. When they become available, the Great Game will well and truly begin. Even at the present stage, games demonstrate to us what the conquest of nature might mean. Every serious player knows that the currents and tidal waves of adrenalin are created by utilizing apparently omnipotent technologies, and by embracing risk strategies that would normally be shunned in the real world. Traditionally human beings have a negative relationship towards nature, which still has the capacity to reduce human allures of omnipotence to rubble in an instant. Our technical capacity to invent and innovate has made our lives better than ever before. The problem is though that our power of imagination can hardly keep up with the pace of innovation. Being able to do more does not mean that we are able to understand more. It is no accident that Bram Stoker’s Dracula emerged to define the darkness of the sinister, at precisely the same time as the arrival of new technologies de-mystified the world we lived in. And Goya knew well enough that the slumber of reason produces monsters. No wonder then that the world of present day entertainment is populated by Superheroes, Magicians and Monsters, who constantly defy the laws of nature. But why? As with all living creatures we are the playthings of the gods, driven by an inscrutable élan vital. At the same time, it is only us who can use this difficult experience to be creative and to build, and games are part of our attempt to organise ourselves as part of the cosmic game plan. Friedrich Schiller wrote that human beings are only then human when they play games. Nature has thrown the human race into the world as an unfinished article, unable to fend for itself, dependent on others. Nevertheless, it is precisely this vulnerability that man has turned to his advantage by transforming weakness into strength. He invented tools, as Stanley Kubrick shows us in rapid mode in "Space Odyssey 2001", and created for himself a boundless realm to play out all the possibilities of sensual experience with grand extravagance. Whether the aim is to understand life, to produce it or to optimise it, the desire to create the homo artificialis extends from the myths of creation to the methods of contemporary scientific practice in determining the factors of human breeding. The new media promote this dream in using their potential to fuse both virtual and real worlds with each other. The game theorists amongst the evolutionary biologists tell us that this process was neither linear nor monocausal. Instead of Darwin’s survival of the fittest, we now hear that egoism as a general strategy is out, and that community-orientated strategies are more profitable in the long term. Apart from this, the gigantic medialisation of our society suggests that life is nothing more than a game anyway. Objective information has lost its pre-eminence, being replaced by a necessarily diffuse world of emotions, which carries with it an untold entertainment potential. After all, our feelings have to be communicated one way or the other. Game designers, marketing strategists, and politicians all know that the inanimate, the non-feeling is difficult to sell. Today Mr Spock’s credo – rationality excludes feelings – is not only old-fashioned, it is simply plain wrong. Emotional intelligence, limitless mobility, and the space to grow and flourish are the defining qualities of the 21st century. Neutrality and objectivity have never been strengths of human beings. Inner and outer worlds constantly melt into one another, and without our non-rational bodies, there would be no stories to tell. The desire to stage and to produce is part of our identity. Therefore, in playing games, we have been able to develop and try out the tools necessary for discovering the possible truth about existence, without ever having to really put them to the test, in order to prove their accuracy and viability. Games help us to understand life precisely because their time structures are subjective, and unreal. They catapult us into an endless world of fantasy, in which experience, memory, imagination and belief, mix together creating a potent new fertiliser. The game itself is the key. As Umberto Eco wrote his gigantic bestseller "The Name of the Rose", he found a provocative answer to the question why he, as a theorist, had written a novel: He wanted to – and he felt like poisoning a monk. The desire to break taboos was the impetus, and indeed, in a similar way stories develop in the multi-dimensional space of computer games. Just like the reader of a post-modern novel, the gamer has to construct his own narrative experience – a method by the way, recommended by Horace to his fellow poets in 1st century BC. Games help us to develop a sixth sense with which we can better recognise and interpret the proper signs. That is useful in our contemporary post-modern society. The aim is not to understand the stories, but to understand the world in the stories. The challenge is to develop a critical perception of the world that surrounds us, and not just to naively accept proposed versions of reality. Art is the context where new qualities can emerge, feeling the tremors long before the earthquakes; just as the TIME- industry , artistic strategies seek out and use the specific space created by communication networks. This industry however, has transformed our living space into data space, which most of us accept both uncritically and voluntarily. Discussions about the quality of our living space should concern us all. Moreover, that quality demands that digital culture should be transmitted just like reading and writing. It would be wrong to leave this task to the digital technicians. It is not the games themselves that should be causing us problems, but the lack of options in understanding them. Of course, the players are always occupied in following the plans of the game designers, but they can intervene and change the game either individually or collectively. The more a game is part of our everyday lives, the less naive we become when imagining the future. Juan Luis Borges has shown that a Third Place can emerge. It is people that change the world, not games. The great advantage of simulation is that it can tell us about life in new worlds. Games show us the subtle details of the man-machine interface, as well as new aesthetic forms that can only become visible in this context. Nevertheless, we ourselves have to become active. The more relevant the themes and content of the games become, the more difficult it is to discover the unblemished desire to play. So are computer games a training camp for a media dominated society? We need competent commuters who move between the fictional and the real worlds, if we want to colonise them. We should not abandon the field to the cultural pessimists, who warn of the entanglement between games and reality, without considering the positive benefits that are there to be grasped. In the space where art, culture and business intermingle, our intervention is needed in order to guarantee the content and the aesthetics of a brave new media culture. What are the lessons to be learnt? There is a story about a native American Indian girl, who is constantly haunted by the same dream in which two wolves fight each other relentlessly. She asks her grandfather to help her understand. He sees the dream as the struggle between two powers: war and peace that each of us has inside. When the girl asks anxiously which one will win, he answers „the one that you feed“.
|
LesezeitReading time: 8 Min min
|
Lydia Rea Hartl ist Psychologin, Medienwissenschaftlerin und Kulturmanagerin. Nach Forschungstätigkeiten am Max-Planck-Institut für Psychiatrie und an der Universität München wurde Hartl 1994 Professorin für Wahrnehmungspsychologie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Daneben lehrte sie an der Universität Orléans. Von 2001 bis 2007 leitete sie das Kulturreferat in München. Seit 2013 ist sie Leiterin des Lehramtstudium Mediengestaltung an der Kunstuni Linz. Lydia Rea Hartl is a psychologist, media studies scholar and cultural manager. After researching at the Max Planck Institute for Psychiatry at the University of Munich, in 1994 Hartl became professor of perception psychology at the Karlsruhe State University for Design. In addition she teaches at the University of Orléans. From 2001 to 2007 she was head of the Department of Culture in Munich. Since 2013 she has been in charge of the teaching degree course in design at the Linz University of Art. |
|
Ist ein Gefängnis öffentlicher oder privater Raum?Is a Prison Public or Private Space?
MeditationsraumMeditation Space
Ein Erlebnis Auf einer Konferenz in Istanbul nach den Unruhen im Gezi-Park letztes Jahr wurde ein Philosoph öffentlich von einem Empörten gefragt, ob ein Gefängnis nun „öffentlicher“ oder „privater“ Raum sei, worauf dieser, naturgemäß Foucault zitierend, zur Antwort gab, ein Knast sei eine Mischung aus beidem. Dies wiederum empörte mich. Allerdings ist Folgendes wahr: Und die FolgenEs ergab sich folglich, dass meine Empörung zu Gedanken zur Definition von „Raum“ führte. Was kam heraus? „Der“ Raum als solcher existiert nicht. Es gibt nur Raumbegriffe, d.h. mehr oder weniger allgemein akzeptierbare Konventionen, für welche – recht komplizierten – Handlungsfolgen man dieses Wort benützt. Diese Begriffe kann ich differenzieren in:
Der pragmatische RaumDieser „Raum“ liefert durch die Interaktion eines Körpers mit seiner Umwelt sensorisch definierbare Koordinationsparameter zur zielgerichteten motorischen Steuerung. Im menschlichen Organismus hat derselbe „Raum“ eine Erweiterung in jenen Orientierungsleistungen, die nicht unmittelbar zu Bewegungen führen, vulgo „Denken“. Denken und Bewegen finden füglich im selben Raum statt. Dies ist jedoch nur eine versucht objektivierte Beschreibung des Raumgefühls (meines und vermutlich der meisten), das sehr stark auf dem Gleichgewichtssinn beruht und uns intuitiv durch die Welt navigiert. Zu ihm gehören nicht nur Lagegefühle, sondern auch lokalisierbare Eindrücke aus meinem Körper, Schmerzen, Druckstellen usw. Jedenfalls ist der pragmatische Raum „primordial – eine natürliche, unleugbare, „evidente“ Voraussetzung unseres Verhaltens. Sobald wir ihn vom kartesischen, dreidimensionalen Raumbegriff ausgehend „rückabstrahieren“, müssen wir erkennen, dass dieser Orientierungsraum in irgendeiner Weise auf einem Gedächtnis, auf gelernten Spuren beruhen muss. Denn die Koordination im pragmatischen Raum ist, wenigstens biologisch, die eigentliche Leistung. Auf ihren Intuitionen baut alles Weitere auf, und nicht umsonst brauchen wir als Kinder so lange, um diesen Raumbegriff zu erwerben. Das heißt: ohne Erinnerung kein Raum. Der kartesische RaumEr ist nur für Wissenschaft und Technik von Belang und hat drei „Dimensionen“. Er ist in der mittleren Mathematik-Schulbildung so entscheidend (da nicht nur die Geometrie, sondern auch Vorstellungen aus der Analysis, der Vektorrechnung, auch der Statistik auf ihn bauen), dass er oft mit dem pragmatischen und dem rechtlichen Raum verwechselt wird. Der rechtliche RaumDas Gefängnis darf man sich weder unter dem Aspekt des pragmatischen noch unter jenem des kartesischen Raumbegriffs vorstellen, insbesondere wenn man den Zwang, den es auf verurteilte Individuen exekutiert, moralisch verwerflich findet und politisch ändern will. Denn der Unterschied zwischen öffentlichem und privatem Raum ist offenkundig rechtlicher Art. Ein öffentlicher Raum ist eine Bewegungszone, die von allen betreten werden und in der man sich so verhalten darf, dass man der Grenze zur privaten Störung anderer in dieser Zone sehr nahe kommt. Private Räume wiederum sind Zonen, die nur von Befugten, d.h. von eignenden oder mietenden Rechtpersonen, betreten werden dürfen. Sie sind vom Außen, aber auch nach außen abgeschirmt, denn der/die EigentümerIn oder MieterIn darf von dort aus nur bestimmte Handlungen nach außen in die öffentliche Zone dringen lassen. Öffentlich und privat sind also rechtliche Räume, die interne Verhaltensdispositionen steuern und die judiziert werden können. Unsere Freiheit der Bewegung ist negativ definiert, nämlich darüber, wohin wir nicht gehen dürfen. Abzuwägen ist jeweils, ob meine private Bewegung die privaten Bewegungsfreiheiten anderer beschränkt. Und haben wir nicht alle, unabhängig von unserer politischen Einstellung, ein elementares Interesse am Schutz unseres Privatraums? Würden wir einen Staat ohne Privatraum wollen? Insbesondere als uns die Überwachungstechnik diesem Staat ohnehin jeden Tag einen Schritt näher bringt? Der oder die Häftling ist ein Mensch ohne jeden Privatraum. Seine Zelle kann jederzeit betreten werden. Selbst auf dem WC ist er nicht sicher. Der öffentliche Raum indes ist eine Überschneidung von Privaträumen. Seine wachsende elektronische Überwachung durch den Staat kündet, definiert man Gefängnis als Privatraumentzug, von einem Überschwappen von Zwang ins Private. An Experience: At a conference in Istanbul following the civil unrest in Gezi Park last year, a philosopher was asked by an outraged member of the audience whether a prison was 'public' or 'private' space. To which the former, of course quoting Foucault, replied that a jail was a mix of both. I thought this was an outrageous answer. Although the Following is True: Philosophy has not advanced much beyond our everyday definition of space, a definition that serves normal everyday comprehension. Space is still something we go around, go into, can or have to walk out of and that we look about. Apart from the formal designation of these pragmatic givens using geometry with its so-called Cartesian space, the word is too ambiguous as a metaphor to be of any use beyond practical or rhetorical application. Space is, for example, finding orientation in a room, in towns, a metaphor for a shared mood ("we found ourselves in a space filled with love…") for power interests ("strategic space") etc. etc. And Its ConsequencesMy sense of shock subsequently led me to think about the definition of 'space'. What was the result? 'The' space does not exist as such. There are only definitions of space, i.e. more or less generally acceptable conventions, for which there are — rather complicated — consequences when one uses the word. These are:
Pragmatic–SpaceThis space delivers objective signals for the coordination of an organism’s sensorimotor control. In the human organism this 'space' is supplemented by an orientation sense that does not control movement directly but can be used for planning movements and other tasks. The working of this orientation sense is commonly called 'thinking'. Thinking and moving thus occur in the same space. This is, however, only an attempt to objectively derive the sensation of space (my own, and presumably that of most people), which is very strongly based on an innate sense of balance to allow us to navigate the world intuitively. To this belong not only a sense of position but also locatable impressions made by my body, pain, pressure points etc. In any case, pragmatic space is a primordial space — a natural and undeniably evident prerequisite of our behaviour. As soon as we make surmises taking the Cartesian, three-dimensional definition of space we have to acknowledge that this space of orientation must somehow be based on memory, on some sort of traces of past actions. For coordination in pragmatic space is, at least biologically speaking, the actual achievement. Everything else stems from intuition, and it is not for nothing that as children we take so long to acquire this understanding of space. So: no memory, no space. Cartesian SpaceIt is only relevant to the sciences and technology, and has three 'dimensions'. It is so decisive in the intermediary phase of learning mathematics at schools (as not only geometry is based on the Cartesian definition of space, so is the ability to envision findings, vector analysis and statistics), that it is often confused with pragmatic space and with legally defined space. Legal SpaceOne should not envisage prison under either the Cartesian or the pragmatic definitions of space, especially not if one finds the coercion exercised on an individual sentenced to prison morally dubious and wishes to change it through politics. So, the difference between public space and private space is obviously a question of legal definition. A public space is a zone for movement that may be entered by all and within which one is allowed to behave in a manner that comes very close to the boundary of disturbing the privacy of others. Private spaces are, in contrast, zones that may be entered by authorised persons only, i.e. by the owners or leaseholders/tenants. They are protected from but also shielded towards the outside, as the owner/tenant may only allow specific activities to impact on the public zone outside. Public and private spaces are, then, a matter of legal definition governing the distribution of behaviour within and that can be the subject of judicial proceedings. Our freedom of movement is negatively defined, i.e. in terms of where we are not allowed to go. Whether my private movement infringes upon other people's freedom of movement is to be taken into account. And, regardless of our political opinions, don't we all have a fundamental interested in safeguarding our private space? Would we want a state without private space — especially now that surveillance technology is bringing us a step closer to just such a state every day? Prisoners are deprived of private space. Their cell can be entered at any time. A prisoner is not even safe on the WC. To this extent, public space is an overlapping of private spaces. When being in prison is defined through the deprivation of private space, the increasing electronic surveillance of private spaces by the state heralds the spilling over of [state] coercion into the private realm. |
LesezeitReading time: 4 Min min
|
Thomas Raab studierte Naturwissenschaften und Philosophie in Graz, Wien und Berkeley. Er forscht als Schriftsteller und Übersetzer an der Schnittstelle Denkpsychologie/Kreativität in Wien. Raab ist Autor zahlreicher Publikationen in Literatur-, Kunst- und Wissenschaftszeitschriften und ist derzeit Schreiblehrer an der Abteilung für textil·kunst·design der Kunstuni Linz. (Foto @ Patricia Grzonka) Thomas Raab studied natural sciences and philosophy in Graz, Vienna and at Berkeley. He works in Vienna as a writer and translator, conducting research on the interface between the psychology of thought/creativity. Raab has been widely published in literary, artistic and scientific magazines and journals, and currently teaches writing at the department for textiles, art and design at the Kunstuniversität Linz. www.nachbrenner.at (Photo @ Patricia Grzonka) |
|
GalerieGallery
AUSSTELLUNGSRAUMEXHIBITION SPACE
Die „splace“-Galerie bietet anhand ausgewählter Arbeiten Studierender des vergangenen Studienjahres einen repräsentativen Einblick in unterschiedliche Studienbereiche, Ausbildungsniveau und künstlerisches Potenzial an der Kunstuniversität Linz. Medien, Inhalte und Themen, die dabei reflektiert wurden, sind die Auswahlkriterien, um diesen Ausstellungsraum zu bespielen. Christoph FreySequenz 7
|
LesezeitReading time: 7 Min min
|
|
|
das digitale Magazin
der Kunstuni Linz
Die Kunstuniversität Linz präsentiert mit splace ein exploratives und spielerisches Kommunikationsmedium zur Erforschung neuer Publikations-, Ausstellungs- und Medienformate und bezieht damit Position im aktuellen Diskurs um Kunst, Kultur und Gesellschaft. Inhalte, Gestaltung sowie userspezifische Anforderungen sind für Tablet-basierte Lesegeräte konzipiert.
splace dient der verstärkten Vernetzung und deutlichen Sichtbarmachung der Kunstuniversität Linz als international agierendes Zentrum für Kunst, Design, Wissenschaft und Bildung.
splace erscheint jährlich und widmet sich in seiner gestalterischen und inhaltlichen Konzeption jeweils einem Thema. Mittels Interviews, Essays und Gastbeiträgen auf Text-, Bild- und Tonebene kommentieren und reflektieren Lehrende gemeinsam mit Studierenden die aktuellen Schwerpunkte der jeweiligen Ausgaben. Die erste beleuchtet das Thema Raum in seinen unterschiedlichen Facetten: ausgehend vom Raum als zentraler Kategorie der Kunst bis hin zum geopolitischen und sozialen Raum.
Team
Sabine Kienzer
Redaktionsleitung
Tina Frank
Art-Direktion
Marianne Pührerfellner
User Experience
Günther Kolar
Programmierung Framework
Katrin Steindl
Projektmanagement
Sarah Feilmayr
Design
Florian Voggeneder
Design
Martin Paschinger
Design
Victoria Tanczos,
Lisa Großkopf
Satz & Dateneingabe
Martina Aichhorn
Lektorat
Jonathan Quinn,
David Westacott
Übersetzung
Alexandra Furtner
Presse
AutorInnen
diese Ausgabe
Fahim Amir
Martin Fritz
Lydia Rea Hartl
Margarethe Jahrmann
Reinhard Kannonier
Sabine Kienzer
Franz Koppelstätter
Herbert Lachmayer
Hubert Lobnig
Sabine Pollak
Thomas Raab
Andrea van der Straeten
Vitus Weh
ProduzentInnen
des Querformats
Institutionelle Räume
Marianne Pührerfellner
Staging Knowledge
Sarah Feilmayr
Florian Voggeneder
Günther Kolar
Verfahrensroutinen und Wahrnehmungsmuster
Helmuth Steinegger
Verschmiertes Ineinander
Sarah Feilmayr
Florian Voggeneder
Günther Kolar
Gilbert Bretterbauers architektonischer Raum
Sarah Feilmayr, Florian Voggeneder, Günther Kolar
What if?
Anna Neubauer
Martin Abfalter
Günther Kolar
SPLACE IN DEN FARBEN MEINES BETTÜBERWURFS
Karl-Heinz Klopf
Günther Kolar
Räumlich/örtlich
Cecilia Tasso
Huy Do
Lukas Leitner
Digital Space – Real Space – Art Space: Ludic Space
Hongwei Tang
Luca Mikitz
Matt Scola
Spiel-Räume
Martina Sochor
Manuel Diepold
Bettina Gangl
Matt Scola
Ist ein Gefängnis öffentlicher oder privater Raum?
Tina Frank
Andi Pieper
Galerie
Sarah Feilmayr
Matt Scola
Kontakt
Alexandra Furtner
splace / Kunstuniversität Linz
Hauptplatz 8
4020 Linz
+43. 732. 7898-286
press@splace-magazine.com
Impressum
Medieninhaberin, Herausgeberin, inhaltliche und redaktionelle Verantwortung Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz
Hauptplatz 8
4010 Linz
Austria
T: +43 (0)732 7898
e-mail: redaktion@splace-magazine.at
Copyright
©Das Copyright liegt bei der Kunstuniversität Linz bzw. den jeweiligen AutorInnen und KünstlerInnen. Die Erstellung, die Verwendung und die nicht kommerzielle Weitergabe von Kopien in elektronischer oder ausgedruckter Form sind erlaubt, wenn der Inhalt unverändert bleibt und die Quelle angegeben wird (Quelle: Kunstuniversität Linz).
Rechtsform
Gemäß § 4 Universitätsgesetz 2002, BGBI I 2002/120 iddgF ist die Kunstuniversität Linz eine juristische Person des öffentlichen Rechts.
Aufsichtsbehörde der Kunstuniversität Linz
Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft
Erklärung über die grundlegende Richtung der Webseite gemäß § 25 Abs. 4 Mediengesetz
Die Website splace-magazine.at ist als digitales Magazin der Kunstuniversität Linz konzipiert und dient der verstärkten Vernetzung und deutlichen Sichtbarmachung der Kunstuniversität Linz als international agierendes Zentrum für Kunst, Design, Wissenschaft und Bildung.
Aufgaben der Kunstuniversität Linz
Die Aufgaben der Kunstuniversität Linz ergeben sich aus § 3 Universitätsgesetz 2002, BGBI I 2002/120 iddgF.
Linz University of Art’s
Digital Magazine
With splace the Linz University of Art is presenting an explorative and playful communication medium to explore new publication, exhibition and media formats and thereby positions itself in the current discourse about art, culture and society. The content, design and user-specific features are conceived for tablet-based reading devices.
splace splace serves to increase networking and make the Linz University of Art clearly visible as an international centre for art, design, science and education.
splace appears annually and in the conception of its design and content is dedicated to one theme in each issue. Through interviews, essays and guest articles on the text, visual and audio levels, teachers and students comment and analyse the current focus of the respective issues. The first one illuminates the subject of space in its diverse facets: based on space as a central category of art up to geopolitical and social space.
Team
Sabine Kienzer
Managing Editor
Tina Frank
Art Direction
Marianne Pührerfellner
User Experience
Günther Kolar
Programming
Katrin Steindl
Project management
Sarah Feilmayr
Design
Florian Voggeneder
Design
Martin Paschinger
Design
Victoria Tanczos,
Lisa Großkopf
Data entry
Martina Aichhorn
Editorial office
Jonathan Quinn,
David Westacott
Translation
Alexandra Furtner
Press
Authors in this Issue
Fahim Amir
Martin Fritz
Lydia Rea Hartl
Margarethe Jahrmann
Reinhard Kannonier
Sabine Kienzer
Franz Koppelstätter
Herbert Lachmayer
Hubert Lobnig
Sabine Pollak
Thomas Raab
Andrea van der Straeten
Vitus Weh
Producers – Landscape Version
Institutional Spaces
Marianne Pührerfellner
Staging Knowledge
Sarah Feilmayr
Florian Voggeneder
Günther Kolar
Procedural Routines and Patterns of Perception
Helmuth Steinegger
Smeared into one antother
Sarah Feilmayr
Florian Voggeneder
Günther Kolar
The Architectural Space: A Framework for Contents
Sarah Feilmayr
Florian Voggeneder
Günther Kolar
What if?
Anna Neubauer
Martin Abfalter
Günther Kolar
SPLACE IN THE COLOURS OF MY BEDSPREAD
Karl-Heinz Klopf
Günther Kolar
Spatial/on-site
Cecilia Tasso
Huy Do
Lukas Leitner
Digital Space – Real Space – Art Space: Ludic Space
Hongwei Tang
Luca Mikitz
Matt Scola
Space Games
Martina Sochor
Manuel Diepold
Bettina Gangl
Matt Scola
Is a Prison Public or Private Space?
Tina Frank
Andi Pieper
Gallery
Sarah Feilmayr
Matt Scola
Contact
Alexandra Furtner
splace / Kunstuniversität Linz
Hauptplatz 8
4020 Linz
+43. 732. 7898-286
redaktion@splace-magazine.com
press@splace-magazine.com
Imprint
Medieninhaberin, Herausgeberin, inhaltliche und redaktionelle Verantwortung Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz
Hauptplatz 8
4010 Linz
Austria
T: +43 (0)732 7898
e-mail: redaktion@splace-magazine.at
Copyright
© The copyright lies with the University of Art and Design Linz (Kunstuniversität Linz) and the respective authors and artists. The production, use and non-commercial distribution of copies in electronic or printed form is allowed, provided that the contents are not altered and the source is mentioned (Source: University of Art and Design Linz).
Legal form
Under Art. 4 of the Universities Act of 2002, Federal Law Gazette I 2002/120 as amended, the University of Art and Design Linz is a corporate body under public law.
Supervisory body of the University of Art and Design Linz
Federal Ministry of Science, Research and Economy
Declaration regarding the principal purpose of the website under Art. 25 para. 4 of the Media Act
The website splace-magazine.at is conceived as the digital magazine of the University of Art and Design Linz and serves the purpose of enhanced networking and the intensified presentation of the University of Art and Design Linz as an internationally active hub of art, design, science and education.
Tasks of the University of Art and Design Linz
The tasks of the University of Art and Design Linz arise from Art. 3 of the Universities Act of 2002, Federal Law Gazette I 2002/120 as amended.